Eine Reise im 4x4 Wohnmobil vom Pazifik zum Atlantik.
Sonntag, 03.08.14 und Montag 04.8.14
Es soll wieder Südamerika werden dieses Jahr. Jochen hat im Internet einen von Schweizern geführten 4x4 Wohnmobil Verleih in Chile aufgetan.
Für 18 Tage haben wir einen Toyota Hilux mit Wohnkabine gemietet und wollen damit von Antofagasta in Chile über die Anden nach Argentinien und schließlich nach Florianopolis in Brasilien fahren. Also eine „Kontinental-Durchquerung“.
Allerdings bedeutet das - um zum Toyota zu gelangen - eine Anreise über 33 Stunden mit insgesamt vier Flügen. Ein Traum....
Jochen hat mich sicherheitshalber schon vor 10 Monaten gefragt, ob ich - trotz panischer Flugangst - dazu bereit wäre. Wohl wissend,dass ich "Jaja" sage, wenn die anvisierte Tour noch so lange hin ist. Und zurückrudern ist dann nicht mehr, wenn die Flüge erst mal gebucht sind...
Also, am 3.8.14 geht es los. Mutti und Vati fahren uns zum Flughafen. Viel zu früh, aber angesichts des bei uns in der Nähe stattfindenden weltberühmten Wacken-Festivals, bzw. dessen heutigen Ende und des zu erwartenden Abreiseverkehrs, brechen wir lieber früher auf.
Flug Hamburg - Frankfurt 1 Stunde - Verspätung wegen heftiger Gewitter in Frankfurt - erste Beruhigungspille für mich...
Flug Frankfurt - Sao Paulo 12 Stunden - Jochen kauft sich für 15 Euro WLAN an Bord - Jochen ist glücklich, zweite Beruhigungspille für mich. Jochen guckt fern übers Internet, ich trane vor mich hin und kann sogar schlafen.
Sao Paulo von oben - eine unglaublich große Stadt - Häuser und Wolkenkratzer bis zum Horizont !
Flug Sao Paulo - Santiago de Chile - es geht über die Anden. Flugzeit 4 1/2 Stunden. Der Anflug auf Santiago ist abenteuerlich, weil es auf einem Plateau in den Anden liegt und der Flieger aus 10000m Höhe schnell runter gehen muss. Ich brauche keine Pille mehr, ich bin so fertig, dass mir mittlerweile alles egal ist. Wir wechseln schon mal Geld am Flughafen, wir haben 3 Stunden Aufenthalt und müssen die Zeit totschlagen. Ich schlafe auf den wahnsinnig bequemen Flughafen-Wartehockern ein. Wenn man sich auf die Seite legt und die Knie bis zum Kinn hochzieht, dann geht das.
Der letzter Flug von Santiago nach Florianopolis gestaltet sich unkompliziert (2 Stunden). Dann haben wir es geschafft. Am Flughafen werden wir problemlos abgefertigt. Das Gepäck ist auch mit uns gelandet und wir sind glücklich und total erledigt. Mit dem Taxi geht es ins vorher gebuchte IBIS Hotel. Wir schaffen es noch, 2 Flaschen Wasser einkaufen zu gehen und dann ab zu Bett.
Dienstag, 05.08.14
Wir schlafen gut im IBIS. Das Frühstück ist reichhaltig. Auf die Sekunde pünklich um 8.00Uhr steht der Mann von der Autovermietung mit unserem „Haus auf Rädern“ vor der Tür. Er spricht leider nur Spanisch....trotzdem schaffen wir es - wie immer - uns mit Händen und Füßen zu verständigen.
Die Übergabe erledigen wir auf dem benachbarten Supermarktparkplatz, denn der Panzer blockiert die Hoteleinfahrt. Wir bemerken einen Riss im Mantel des Hinterreifens. "Oh, die sind noch ganz neu die Reifen“, sagt der Mann von der Autovermietung. Egal – wir wollen jetzt etwas erleben und haben ja schließlich noch zwei Reservereifen dabei.
Der Wohnkoffer ist ausgestattet mit (Auszieh-)Bett, kleiner Nasszelle, Kühlschrank, Gasherd und einem kleinen Tischchen und Sitzplätzchen. Es gibt sogar einen Durchlauferhitzer für warmes Wasser. Das Ganze ist auf gefühlten 1,5 Quadratmeter montiert. Entsprechend eng, aber zweckmässig. Aber alles dran, was man braucht!
Wir haben nichts zu meckern sind sehr zufrieden.
Nach einem ausgiebigen Einkauf - wir stehen ja schon beim Supermarkt - checken wir aus dem Hotel aus und auf geht's !!
Der Plan ist, zunächst nach Norden zu fahren, entlang der Küstenstraße am Pazifik entlang. Erst mal sehen, wie es hier aussieht und wie man voran kommt.
Die Küstenstraße ist superschön. Immer am Fuß der Berge entlang, die Brandung des Pazifik mit hohen Wellen, bizarre Felsformationen.
Man kommt recht gut voran. Es geht über vereinzelte kleine kaputte Dörfchen und an diversen "Playas" entlang, die während der Sommermonate sicher stark bevölkert, zu dieser Jahreszeit aber menschenleer sind. An einer solchen Playa machen wir ein Mittagspäuschen und kochen unseren ersten Nescafe auf dem Gasherd.
Weiter gehts Richtung Iquique. Zum Abend finden wir einen fantastischen Übernachtungsplatz der alle unsere Voraussetzungen an einen Schlafplatz erfüllt: Tsunami-sicher, also mindestens 15m über dem Meeresspiegel, keine großen Berge unmittelbar in der Nähe, so dass uns große Wackersteine auf den Kopf fallen könnten, abgelegen, nicht einsehbar von der Straße, keine Menschen in der Nähe, fantastische Aussicht, windgeschützt......Ein richtiger Glücksgriff. Wir kochen unser erstes Abendessen - Nudeln mit Tomatensoße (das wird es in Zukunft häufiger geben...). Dann genießen wir bei einem Bierchen den großartigen Sonnenuntergang. Dann ist auch schon Zubettgeh-Zeit, wir sind ja noch nicht adaptiert an die Zeitumstellung.
Mittwoch 06.08.14
Wir haben gut geschlafen und freuen uns immer noch über den schönen Übernachtungsplatz, den wir gefunden haben. Nach einem reichhaltigen Frühstück aus Spiegeleiern und Brot brechen wir auf zunächst Richtung Norden um dann nach Osten in die Berge abzubiegen. Ziel ist der Nationalpark Pampa del Tamarugal, dort soll es die größte Ansammlung von Geoglyphen zu bestaunen geben. Wir nehmen den Abzweig in Patillos nach Osten. Zunächst über Asphalt, dann über ziemlich schlechte Schotterpiste erreichen wir den Nationalpark, der sich dadurch auszeichnet, dass hier Bäume wachsen sollen....nunja, hin und wieder sieht man tatsächlich eine trockenes, ziemlich armselig aussehendes Bäumchen in ansonsten ziemlich öder wüster Pläne....wir finden die Piste zu den Geoglyphen, welche an einem alten verlassenen Geisterbahnhof vorbeiführt. Der wiederum sieht aus wie in einem alten Westernfilm.
Dort ist auch der Eingang zum Park. Eine Bude und eine Schranke über die Straße. Die Bude natürlich unbesetzt und geschlossen. Es ist Nebensaison und noch ziemlich früh am Tage, da lohnt es sich für die Parkwächter offenbar noch nicht, die Pesos von Touris einzusammeln. Die Schranke ist zum Glück nicht abgeschlossen, also öffne ich sie. Jochen zögert...einfach so? Aber das geht doch nicht - denkt der korrekte Europäer. Doch das geht, wir latschen doch nicht die 5km zu Fuß!
Also weiter bis an das verlassene Visitorcenter. Die Geoglyphen sind ganz interessant. Wie diskutieren hin und her, was die Zeichen wohl bedeuten mögen: Hund geht runter? Vogel sitzt auf Stein? Frau tanzt im Kreis? Alter Mann setzt Hut auf? Raumschiffe hier landen? Wie dem auch sei, da hatte jemand ganz, ganz viel Zeit....
Wir setzen unseren Weg fort zum Salar de Huasco, der soll laut Reiseführer der schönste Salzsee Chiles sein. Der See liegt auf 3800m Hohe, das ist schon mal ziemlich hoch...Wir nehmen die Straße nach Pica, danach laut Karte ca. 50km Piste. Pica ist ganz hübsch, ein verschlafenes kleines Dorf, wir kaufen ein paar Kleinigkeiten und fahren 3 mal um den kleinen netten zentralen Platz. Wie immer bewährt sich unsere Navigator-APP, welche wir in offline-Version mit GPS nutzen. Großartige Sache, zeigt in fast allen Dörfern den kleinsten Minimarkt, Banken, Campingplätze, etc. Leistet sehr gute Dienste.
Nach Pica geht es weiter, dort auf Piste, jetzt wird es spannend. Die Piste schraubt sich noch gut befahrbar in die Höhe. Doch dann ab ca. 2500 Höhenmetern wird sie zum Teil richtig schlecht. Große, große Wackersteine und tiefe, tiefe Löcher. Zum Glück ist der Hilux so hochbeinig. Mit PKW wäre diese Strecke eindeutig nicht befahrbar. Wir und unser Auto haben zu kämpfen. Jochen ist erstaunt: "man merkt die Höhe ja schon irgendwie...." japst er. Ach nee....wir brauchen ein paar Versuche, um herauszufinden, ob eher 4H oder 4L der besser Gang bei geringem Sauerstoffpartialdruck für das Auto ist.
Trotz Japsigkeit unsererseits können wir die Landschaft genießen und freuen uns über den ersten Schnee. Wir erreichen wohlbehalten den Salzsee und sind schwer beeindruckt. Dass das der Schönste ist, wie der Reiseführer sagt, würden wir sofort unterschreiben. Wir sind völlig alleine, kein weiterer Tourist, kein anderes Auto.
Am See Flamingos, Nandus, Lamas und allerlei Vögel. Richtig schön hier, ein großartiger Schlafplatz, wenn man Luft bekommen würde. Da wir in keiner Weise an Höhe akklimatisiert sind, kommt das nicht in Frage, da wäre Höhenkrankheit vorprogrammiert. Aber es ist ein gutes Akklimatisationstraining. Wir fahren am See entlang über Stock und Stein und über zum Teil wirklich miserable Piste, aber dafür haben wir schließlich 4x4.
Wir verlassen den See und gelangen über Asphalt (ja, man kann es auch einfacher haben, aber für Einfach sind wir ja nicht hier) wieder in deutlich niedrigere Höhen - und stellen fest, dass sich eine kleine PET-Flasche prima als Höhenmesser eignet. Auf Höhe ausgetrunken und zugedreht zieht sie sich mit abnehmenden Höhenmetern zusammen. Sie dient uns auch die nächsten Tage noch zuverlässig zur Abschätzung der Höhe.
Chipstüten pusten sich in dieser Höhe automatisch auf
Wieder "unten angekommen" wollen wir uns einen Übernachtungsplatz suchen. Da wir jetzt die asphaltierte Hauptstraße Richtung Iquique zur Küste genommen haben, fehlt es an ruhigen, abgelegenen Plätzen. Schließlich beschließen wir, doch einfach eine der Servicepisten zu den an der Straße laufenden Strommasten zu nehmen. Einfach ein Stückchen weiter in die Wüste schießen, bis wir hinter einer kleinen Anhöhe verschwinden, so der Plan...nicht im Plan war der sehr, sehr weiche Weichsand....ca 200m von der Straße entfernt fahren wir uns dermaßen fest, dass der komplette Unterboden aufliegt...ok, was tun. Keine Sandbleche anbei. Aber es gibt alle paar Meter einen Stein oder ein kleines Steinhäuflein. Die Steine kann man unter die Reifen legen, kann ja so schlimm nicht sein, denken wir erst...
3 Stunden später sind alle Steine im Umkreis von 1000m abgesammelt, von den durchdrehenden Reifen in 5m Tiefe in den Sand eingebuddelt und wir ca. 10m weiter gekommen....wir sind komplett eingesandet und eingestaubt und ich bin kurz davor aufzugeben, zumal die Sonne untergeht. Mein Plan: Schlafen und morgen Baufahrzeug - Fahrer um Hilfe bitten, nur ca. 1km weit weg sind wir an einer Baustelle vorbei gekommen. Jochens Plan: ein letzter Versuch, aber DU musst ORDENTLICH schieben!! Gesagt, getan. Ich schiebe, Jochen kämpft und - oh Wunder - wir schaffen es auf ein festes Stück Piste !! Uff....Wir sehen aus wie paniert, aber Hauptsache frei! Wir weihen unser Dusche ein. Mit kaltem Wasser, weil wir noch nicht herausgefunden haben, wie der Durchlauferhitzer funktioniert. Hinterher fühlen wir uns wie neugeboren, das Bier schmeckt doppelt so gut und zu Essen gibt es heute nur Brot, zum Kochen haben wir keine Lust mehr....Schlafen.
Donnerstag, 07.08.14
Geschlafen haben wir eher schlecht als recht, weil die nahe Straße auch Nachts ziemlich frequentiert war und so richtig warm ist es hier auch nicht. Ich schlafe in Zukunft in Pullover, Jogginghose und Wollsocken. Und Klamotten haben wir irgendwie auch keine mehr. Etwas kurzsichtig haben wir beide nur je 2 Pullover und 2 lange Hosen eingepackt, wovon je eine Garnitur jetzt total verdreckt ist von der Buddelaktion gestern Abend. Aber kein Problem, wir wollen ja heute Iquique besichtigen, da können wir auch gleich shoppen gehen. Ich glaube das letzte mal war ich mit Jochen vor 15 Jahren shoppen...
Iquique ist schnell erreicht. Wieder erweist sich unser Navigator als sehr hilfreich. Wir finden ein Parkplatz in zentrumsnah und erkunden die Stadt.
Jochen besteht auf den Kauf eine prepaid-Karte, damit wir ins Internet könne. Im Entel-Laden hält er einen englisch sprechenden, unglaublich hilfsbereiten jungen Mitarbeiter mit der Aufgabe auf, uns ins Internet zu bringen, was auch schließlich gelingt. Anschließen gehen wir Pullover und Hosen kaufen. Zufrieden mit den Einkäufen (Jochen Internet, ich Klamotten) schlendern wir durch die Stadt, die wirklich schön ist (laut Reiseführer die schönste Stadt Chiles). Wir schießen Fotos von der Fuzo, die als Besonderheit hölzerne Fußwege hat.
Nach einem Käffchen in einem kleinen Cafe brechen wir auf. Plan ist, die Küstenstraße zurück nach Süden zu fahren, um dann nach Calama Richtung San Pedro de Atacma abzubiegen. Mal sehen, wie weit wir kommen.
Erst mal kommen wir nicht so weit. Zwischen der Provinz Iqique und Antofagsta müssen wir an einer Zollstation anhalten. Passiert haben wir das Ganze auf dem Hinweg auch schon, allerdings ohne Anhalten und Schranke, so dass wir dachten, das sei nur für LKW. Jetzt allerdings das volle Programm mit Pass, Autopapieren und ins-Auto-gucken von Herrn Zollbeamten...Wieso? Wissen wir auch nicht...
Es ist noch relativ früh am Abend als wir in Tocopilla ankommen, wo die Straße von der Küste ins Landesinnere abbiegt. Die schönen Übernachtungsplätze an der Küste haben wir links liegen lassen, weil es uns noch zu früh war zum Übernachten. Tocopilla hat nichts zu bieten also fahren wir in die Berge Richtung Calama. Die Sonne geht langsam unter und die Berge erleuchten in dunklen Orangetönen. Aber für die Berge haben wir kaum einen Blick, weil es langsam Zeit wird einen vernünftigen Schlafplatz zu finden. Schließlich finden wir wieder eine der bewährten Servicepisten zu den Strommasten (diesmal ohne Weichsand) und können uns zumindest halb hinter einem Hügelchen verstecken. So verbringen wir die Nacht wieder unter Strommasten...(Elektrosmog?). Wir schlafen aber ganz gut.
Freitag 08.08.14
Wir stehen wieder früh auf. Ausschlafen ist irgendwie nicht 50m von der Hauptstraße entfernt. Frühstuck wie immer mit Spiegelei und reichlich Brot und Aufschnitt und Joghurt. Was so ein Gas-Kühlschrank hermacht!
Wir landen gegen Mittag in San Pedro de Atacama. Ganz schön bevölkert hier....massenweise Touristen, der ganze Ort ist nur auf Besucher ausgelegt. Die Gassen bestehen nur aus Hostals, Pousadas, Restaurants, Minimarkets, Tourenanbietern, Fahrradverleihs, also alles was das Herz begehrt...
Und jetzt? Wir müssen erst mal sehen, was es hier zu sehen gibt und davon gibt es hier eine ganze Menge !! Im wesentlichen gibt es in unmittelbarer Umgebung um San Pedro diverse Schluchten, bizarre Bergformationen, Ruinen und Salzseen zu bestaunen.
Wir schauen uns zuerst das Valle de la Muerte an. Laut unserem Navigator und der Karte kann man die Schlucht einmal komplett auf Piste umfahren. Über den westlichen Eingang kommen wir allerdings nicht weit, die Piste führt über ein sehr, sehr schmale, zur Schlucht abschüssige Weichsandpiste und daneben direkt - naja die Schlucht halt. Das trauen wir uns dann doch nicht. Wir schauen uns das Valle von oben an und es ist schon sehr schön und bizarr. Anschließend fahren wir noch verschiedene Miradores - also Aussichtspunkte – an. Immer in Begleitung von mindestens 3 voll gestopften (Allrad-)Touri-Bussen.
Dann machen wir uns auf den Weg zur Laguna de Cejar in der Hoffnung, dort einen ruhigen Schlafplatz zu finden. Pustekuchen. Dort stehen ungefähr weitere 10 Touribusse, die insgesamt mindestens 150 Touris ausgespuckt haben um 2 ziemlich kleine Salzsee-Pfützen zu bestaunen. Kostet natürlich Eintritt. Ist auch ok. Schlafen darf man hier aber nicht, meint die Försterin. Schlafen können wir an der 15km entfernten Laguna Tebinquiche, sagt sie uns. Da die Piste dorthin zunächst einsam ist, schöpfen wir Hoffnung auf etwas Abgeschiedenheit. Und schon wieder nichts...12 Touribusse bevölkern eine kleine Landzunge, vor der das übliche Eintritts-Häuschen steht.
OK, wir sind Schwein, wir manövrieren unser Fliwatüt nach ganz, ganz vorne an die Landzunge und versauen allen anderen das großartige Sonnenuntergang-Fotomotiv. Nun ja, etwas schlechtes Gewissen haben wir schon...holen Campingtisch und Stühle, reißen ein Bier auf und legen die Füße auf den Tisch und versuchen uns die restlichen Leute wegzudenken.
Nach Sonnenuntergang sind dann auch die letzten Busse abgefahren und wir haben die Landzunge für uns. Gegessen wird aufgewärmtes von Gestern. Die Nacht ist mondhell, wir haben fast Vollmond und der Salzsee bei Nacht auch noch mal faszinierend, schöner war aber der Salar de Huasco.
Samstag 09.08.14
Nach dem üblichen Frühstück brechen wir auf gen San Pedro, um uns einen Campingplatz zu suchen. Wir müssen ein wenig "Service" am Auto betreiben. Wir wollen den Reifen wechseln, der von Anfang an einen Riss hatte, weil dieser Riss sich unter dem niedrigen Luftdruck hier doch gefährlich ausbeult. Außerdem müssen wir unseren Wassertank füllen und eine anschließende Dusche wäre auch nicht schlecht. Es ist noch früh am Morgen,mal sehen, ob die Campingplätze ihre Tore schon geöffnet haben.
Über Piste geht es zurück nach San Pedro. Der erste Campingplatz auf dem Weg, den unser Navi anzeigt, ist vollkommen verlassen, was durch das unmissverständlich Schild "cerrado" bestärkt wird. Der zweite Campingplatz den wir ansteuern liegt mitten in der Stadt. Die Tore sind natürlich geschlossen, aber wir klopfen beherzt an. Tatsächlich ist der Platz geöffnet und wir dürfen einfahren. Der Platz ist eine ziemliche Müllhalde, überall steht Schrott herum. Es stehen paar Zelte im hinteren Bereich . Erstaunlicherweise sind die Klos und Waschbecken in der schrottigen Sanitärbaracke aber blitzsauber. Also passt. Der Platz kostet uns ca. 16 Euro pro Nacht, etwas überteuert für das Schmuckstück, aber dafür zentral in der Stadt. Als erstes stürzen wir uns auf den Reifentausch. Wir wuchten zunächst den Reifen vom Dach....um festzustellen, dass auch der einen ausgebeulten Riss hat. Hm....also den anderen Reservereifen. Der ist mit einer komplizierten Mechanik am Fahrzeugboden befestigt. Also wälzen wir uns im Staub, bis wir die Mechanik begriffen haben und der Reifen ab ist. Um festzustellen, dass er ziemlich wenig Profil hat und an einer Stelle das Profil abgerissen ist. Nun gut, er macht aber zumindest den sichersten Eindruck, also nehmen wir den. Nach dem Reifenwechsel sehen wir aus wie die Schweine. Wir genießen die erste warme Dusche außerhalb eines Hotels. Herrlich!
Anschließend machen wir uns auf den Weg eine Wäscherei zu suchen und finden eine in einem Hostal, das Wäsche zu horrenden Preisen wäscht. Aber was sollen wir tun, trotz Klamottenkauf werden wir nicht hinkommen.
Anschließend mieten wir uns Fahrräder für den Rest des Tages. Es ist Mittag und wir sind noch voller Elan, die unmittelbare Umgebung von Sam Pedro auf einem Drahtesel zu erkunden. Aber erst müssen wir uns einen fünfseitigen Vertrag durchlesen und unterschreiben, dass wir die Fahrräder nicht in den Dreck schmeißen, uns artig einen Helm aufsetzten, nicht mutwillig ḱaputt machen, etc.
Jochen ist begeistert, weil er mit Helmen immer so bescheuert aussieht. Wir nehmen also die Räder, Helme, Ersatzschläuche, Werkzeug, Schlösser und allerlei anderen Krimskrams entgegen (der Rucksack wird immer schwerer), kaufen Wasser (der Rucksack wird noch schwerer) und machen uns auf den Weg ins Valle de Laluna. Nach 5km geht uns gut trainierten Vollprofis die Puste aus. Berg rauf, Berg runter und das auf 2450m Höhe, das hat es schon in sich. Trotzdem schaffen wir es bis ins Valle de la Luna (10km eine Strecke) und schauen uns am Anfang die "Cuevas" an. Das ist eine schmaler Pfad durch einen Canyon, der teilweise durch sehr schmale Höhlen führt. Zum Glück hat uns der Fahrradonkel schon darauf hingewiesen, dass man sein eigenes Licht mitbringen muss. Also haben wir unser LED-Kopflämpchen eingepackt - stolz, so gut ausgerüstet zu sein.
Nunja, mit so einer Funzel zu zweit durch eine 100cm hohe und 20cm breite, stockdunkle Höhle zu kriechen ist dann doch etwas mühsam. Ich hole mir diverse Schrammen. Insgesamt aber eine tolle Angelegenheit, macht Spaß!
Hier ist es nur durch den Blitz der Kamera hell - "in Echt" sieht man genau gar nichts !
Anschließend kann man noch durch einen deutlich breiteren Canyon wandern. Nach einer weiteren Stunde Wandern geht mir dann endgültig die Puste aus und wir beschließen, uns den Rest des Valles per Fahrrad zu schenken. Wir wissen ja, wie es dort aussieht, wir haben das Valle gestern schon von einem Mirador aus von oben bewundern können und schließlich müssen wir die 10km auch wieder zurück. Auch diese 10 km schaffen wir dann irgendwie und landen nach Abgabe der Fahrräder wieder am Camping. Natürlich bemerken wir die verwundert angehobene Augenbraue des Fahrradonkels, die wohl bedeuten soll "jetzt schon fertig mit Fahrradfahren, ihr Pussys??".
Nach einer kurzen Ruhepause (Jochen schlafen, ich lesen, wie immer) gehen wir zum Abendessen aus. Erstmals Essen gehen in Chile und wie erwartet gestaltet es sich das für Jochen als Vegetarier etwas schwierig. Er bestellt eine Pizza "4-Käse", nachdem er sich beim Kellner vergewissert hat, dass das auch ganz bestimmt eine vegetarische Pizza ist. Er bekommt eine Pizza "4-Kaese" mit ein ganz bisschen Rindfleischbrocken drauf. Naja, nicht schlimm - er pult die Rindfleischbrocken ab und ich bekomme sie. Ich habe Huhn mit Gemüse bestellt. Leider ist das Huhn innen noch total roh. Ich stelle mich sonst nie an mit Essen, aber rohes Huhn geht gar nicht. Ich lasse das erste Mal in meinem Leben ein Essen zurück gehen. Damit sind leider auch die leckeren Rindfleischbrocken verschwunden...Ich bekomme gares Huhn und Jochen wird auch satt.
Anschließend schlendern wir noch kurz durch die Stadt und sind dann auch hundemüde und gehen zu Bett.
Sonntag 10.08.14
Der Tag beginnt damit, dass mir eine seit 3 Tagen getragene Socke in den Kaffee fällt (ja, auch Socken haben wir zu wenig eingepackt. Wir dachten, wir hätten mehr Flip-Flop-Wetter...). Dieses kleine Fliwatüt mit zwei Personen zu bewohnen, ist aber auch eine Herausvorderung. Das bracht schon viel Organisationstalent, um sich nicht hoffnungslos vollzumüllen und zuzustellen. Aneinander vorbeigehen können wir nicht in der Kiste, da muss einer erst aussteigen wenn der andere zum Klo will. Naja, da fällt einem halt auch mal eine Socke in den Kaffee.
Frisch am Morgen gestärkt (ich habe neuen Kaffe gekocht) wollen wir heute die 100km Piste zu den Geisieren von Tatio bewältigen. Die liegen auf 4300m Höhe und sind ein gutes Akklimatisationstraining und auch eine Akklimatiasionsprobe für mich, ob ich auf der Höhe überhaupt noch Luft bekomme.
Nur kurz: grundsätzlich sollte man sich natürlich vernünftig akklimatisieren, bevor man in große Höhen aufsteigt. Das betrifft aber vor allem Bergsteiger, also Leute, die sich auf Höhe körperlich belasten und entscheidend ist auch die Schlafhöhe. Wenn man eine Bergtour macht, sollte man nicht mehr als 500 Höhenmeter pro Tag aufsteigen und alle 3-4 Tage einen Tag Pause machen.
Wir wollen weder Bergsteigen noch uns länger in dieser Höhe aufhalten, erst recht nicht in der Höhe schlafen. Allerdings werden von San Pedro offenbar Touren über Nacht an die Geisiere angeboten, weil die am Morgen so schön dampfen...ich weiß nicht, wie diese Touren organisiert sind, aber ich finde das für Touristen, die für 2 Tage nach San Pedro kommen schon grenzwertig.
Wie dem auch sei, wir machen uns auf den Weg über die gute Piste (im Reiseführer als schlechte Piste bezeichnet - können wir so nicht bestätigen). Die Strecke ist landschaftlich sehr schön.
In der Ferne die grau-weißen Vulkane, aus einem dampft es schwefelig, zum Teil entlang des RioGrande, vorbei an Salzseen mit Lamas und allerlei Vögeln schraubt sich die Piste nach oben.
Ein Andenschakal wundert sich über uns und unser Auto...
Nach etwa 45km kommt Machuca. Ein Örtchen - naja eher Touristendörfchen mit 5 Buden und einer berühmten Kirche, dessen Foto wohl jeden Bildband über Chile ziert. Wir schießen ein paar Fotos und versuchen dabei die Massen an Bussen und Touristen nicht aufs Fotomotiv zu bekommen, was gar nicht einfach ist...zum Glück sind die Busse alle gerade auf dem Rückweg von den Geisieren, um ihre zyanotischen und in der Nacht durchgefrorenen Touris wieder nach San Pedro zu bringen.
Weiter geht es über die Piste, bis wir nach ca.100km die Geisiere erreichen. Noch merken wir wenig von der dünnen Luft. Wir sind tatsächlich alleine an den Geisieren, die auch zur Mittagszeit faszinierend sind. Überall blubbert und zischt es aus diversen Löchern und Hügelchen. Es liegt Schwefelgeruch in der Luft.
Wir schießen Tonnen von Fotos und beschließen dann, Mittagsstunde zu machen (Jochen schlafen, ich lesen). Nach der Mittagsstunde "befülle" ich unsere Höhen-Indikator-PET-Flasche neu - heißt, ich mache sie einmal auf und zu - und merke, dass es Zeit wird, wieder auf eine erträglichere Höhe zu kommen. Mir wird langsam ein wenig komisch. Wir machen uns auf den Rückweg. Am Pförtner-Hauschen hat ein Bus die nächste Ladung Touris für die Übernachtung an den Geisieren abgeworfen und ist verschwunden. Und wenn es jetzt einem von den schlecht wird? Nun ja, nicht unser Problem, sind ja vielleicht alles trainierte und akklimatisierte Bergsteiger. Besonders die Frauen mit den rosa Leggings und den Ballerinas....
Wir kommen problemlos wieder in San Pedro an, holen unsere Wäsche, die zwar sauber ist, aber ein wenig seltsam riecht, kaufen ein und beenden den Tag mit einem erneuten Restaurantbesuch. Schon der zweite Tag, an dem wir nicht selber kochen! Wie dekadent!
Montag 11.08.14
Nun, mir ist schon etwas mulmig. Der Paso Jama ist für mich die einzige Alternative, um über die Anden zu kommen. Jochen würde gerne einen anderen Pass nehmen, der über eine Piste nach Argentinien führt. Da wir aber nichts über Straßenzustand und Frequentierung des Alternativpasses wissen, ist es mir zu unsicher. Piste, wenig frequentiert und Autopanne = Übernachtung auf großer Höhe mit ungenügender Frequentierung möchte ich mir nicht antun. Ich bin bei sowas schon immer übervorsichtig, um nicht zu sagen....panisch....aber mir reichen schon die asphaltierten 4800m. Laut Reiseführer kann man den Paso Jama in 10 Stunden bewältigen. Nur kurz vorweg: Wir haben ca. 7 Stunden gebraucht, haben zwar recht wenig angehalten und fotografiert, sind aber gemütlich gefahren.
Also auf geht's. Laut Reiseführer soll die Ausreise schon in San Pedro erledigt werden. Die Grenzbaracke, welche um 8.00 Uhr öffnen soll, hatten wir vorher in San Pedro schon entdeckt. Die steuern wir als erstes an. Dort teilt uns der Putzmann mit, dass die Grenzformalitäten für Chile und Argentinien direkt am Paso Jama erledigt werden, die Baracke in San Pedro sei nur für Einreise und Ausreise aus bzw. nach Bolivien zuständig. Wir sind etwas verunsichert und haben Sorge, dass wir zum 160km entfernten Paso kommen und man uns dann wieder zurück schickt...wir begeben uns zur Straße, die zum Paso führt. Die ist durch einen Polizeiwagen abgesperrt, vor der Sperrung warten bereits ein paar Busse. Um 8.30 wird die Strasse geöffnet und alles jagt los. Es geht sehr schnell und ziemlich steil hoch. Man erreicht nach ca. 50km den höchsten Punkt der Strecke, die 4800m. Ich „befülle“ unsere Indikatorflasche neu und japse nach Luft. Wobei wahrscheinlich viel davon Einbildung ist, die Japserei hört bald auf und Jochen merkt gar nichts, ihm geht’s wunderbar. Landschaftlich ist die Strecke recht hübsch, die Strecke zu den Geisieren fand ich persönlich aber deutlich eindrucksvoller.
Die Grenze ist bald erreicht und wir stellen zu unserer Erleichterung fest, dass hier tatsächlich alle Grenzformalitäten erledigt werden. Man schickt uns zwar erst auf die verkehrte Seite (Einreise Chile aus Argentinien), nach kurzem hin und her landen wir dann aber auf der richtigen Seite. Alle Formalitäten werden in einem Gebäude an 5 nebeneinander angereihten Fensterchen einfach nacheinander weg erledigt, man bekommt einen Laufzettel und das Ganze ist recht zügig und unkompliziert erledigt. Wir werfen einfach immer unsere kompletten Papiere in die Fensterchen, die dahinter sitzende Person sucht sich das Beste raus, stempelt es ab und reicht es uns zurück. An manchen Fensterchen rückt die Person einfach mit weiter und den argentinischen Zoll stempelt der chilenische Grenzpolizist ab....Wer halt gerade Zeit hat. Wie gesagt, ist unkompliziert...
Weiter geht es über Hochebene uns Salzseen, zum Teil über, zum Teil unter 4000m Höhe. Nach ca. 6 Stunden haben wir die Serpentinen erreicht, die über 37km von 4100m Höhe herunter auf 2100m führen. Dieser Teil der Strecke wiederum ist landschaftlich sehr schön. Steil gehen die Serpentinen nach unten.
Die Berglandschaft ändert sich langsam, wir erreichen die bunten Berge der Quebrada und sind schwer beeindruckt. Jetzt wird der Fotoapparat doch einige Male bemüht. Felsen in grün, gelb, rot, orange, rosa in allen Schattierungen die man sich denken kann. Wir erreichen das Örtchen Purmamarca.
Das kleine Städtchen ist ein Mix aus kolonial und indigen, extrem verschlafen und sehr auf Tourismus ausgelegt. Wir suchen uns erst mal einen Campingplatz, es gibt zum Glück direkt einen am zentralen Platz. Eine Art Hostal, das auch Camping anbieten. Klos sauber, Platz hübsch, hier wollen wir sein. Wir versuchen der Camping-Tante klar zu machen, dass wir noch kein argentinisches Geld haben und sie lässt uns dann doch, wenn auch etwas argwöhnisch, auf den Platz. Jetzt wollen wir in die Stadt!
Als wir ankommen, haben zwei Reisebusse ihren Inhalt ausgespuckt. Zentral am Platz haben Einheimische Tische aufgebaut, wo alle das gleiche Sortiment an Mützen, Handschuhen, Tüchern, Ponchos und Bommeln in buntesten Farben anbieten. Um diese Tischchen langweilen sich ein Haufen Touris. Es gibt ein paar kleine Cafes und eine recht hübsche Kirche am Platz. Wir suchen erst mal eine Geldtauscherei und finden eine mit Hilfe einer englisch sprechenden Argentinierin, die sich als sehr hilfsbereit erweist.
Wir trinken einen Kaffee und bezahlen unsere Schuld bei der Camping-Tante. Dann machen wir erst mal Pause, weil die Restaurants hier erst um 20.00Uhr öffnen. Hoffentlich...
Als wir uns nach ein wenig Schlaf auf den Weg zum Essen machen ist das Örtchen total ausgestorben. Die Reisebusse haben ihren Inhalt wieder eingesammelt und sind verschwunden, mit ihnen all die Mützen, Handschuhe, Tücher, Ponchos und bunte Bommeln. Mit viel Glück finden wir ein geöffnetes Restaurant und Jochen bekommt zu seiner Begeisterung gegrillten Käse. Endlich mal was anderes als immer nur Pommes oder Nudel mit Tomatensoße.
Dienstag 12.08.14
Nach dem üblichen Spiegleier-Frühstück gehen wir zunächst noch mal ins Örtchen und machen ein paar Fotos. Der Ort ist ohne Touris wirklich wie ausgestorben. Danach brechen wir auf Richtung Humahuaca, das ist der nördlichste Ort der Quebrada - der Bergkette mit den bunten Bergen. Bunte Berge hier, bunte Berge dort, immer entlang eines gewaltigen Flußbettes, das zur Zeit aber nur einen kleinen Rinnsal führt. Landschaftlich sehr schön. Wir fahren durch ein paar kleine Orte und erreichen Humahuaca, das im Reiseführer als verschlafenes Örtchen mit einer Kopfsteinpflaster-Altstadt beschrieben wird. Touristisches Highlight ist ein großes Denkmal, das an den Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien erinnert und die Rolle der Indios in diesem Krieg darstellen soll. Wir erklimmen die Stufen zum Denkmal (Luftnot auf 2900m Höhe) und schlendern durch die Stadt. Ist ganz hübsch hier.
Dann fahren wir zurück nach Süden. Ziel ist Salta, die Hauptstadt der Provinz, die als sehr "linda" - als schön - bezeichnet wird. Vorher geht's durch Jujuj, das gar nicht linda ist. Allerdings lernen wir auch nur die Umgehungsstraße und einen großen Supermarkt in Jujuj kennen, auf dessen Parkplatz wir erst mal ein kleines Mittagsschläfchen machen. Nach dem Großeinkauf - Brot, Käse, Eier, Wurst - unsere Hauptnahrungsmittel - gehts weiter nach Salta, wo wir den Stadtcampingplatz ausprobieren wollen. Die Campingplätze, die wir auf dem Navi finden hat es bis jetzt alle gegeben, viele haben aber geschlossen, weil die Reisesaison noch nicht begonnen hat. Der Stadtcampingplatz hat aber - oh Wunder - auf. Als erstes, als wir auf den Platz kommen, überrascht uns am Rezeptionsparkplatz ein überdimensionales Schweizer Reisemobil. Es ist ein riesiger silberner Merzedes-LKW, offenbar nagelneu und mit allem Schnick-Schnack, den man sich so vorstellen kann. Das Ding muss ein Vermögen gekostet haben. Wir sind beeindruckt.
Wir checken ein und fahren auf den Platz. Das zweite Highlight ist ein riesiger Swimmingpool. So einen Pool haben wir noch nie gesehen. Mindestens 400m lang, 100m breit und natürlich - leer. Der schluckt mindestens 30Millionen Liter Wasser – wenn er denn Wasser hat.
Auf dem Platz stehen noch ein paar andere Camper. Übrigens fast das einzige Mal, dass wir andere Reisende getroffen haben. Eine Familie aus Belgien - Reisezeit 1 Jahr und eine Familie aus Kanada - Reisezeit 7 Monate. Schön, wenn man so etwas realisieren kann. Beide haben Kinder im Alter von 8 und 11 Jahren dabei. Tolle Erfahrung für Kinder.
Wir kommen ins Gespräch, die Leute sind sehr nett. Die erzählen uns dann auch, dass das Schweizer Reisemobil hier auf seine Besitzer wartet, die erst in paar Wochen ankommen und das das Ding wohl an die 600.000 Euro kostet....Wahnsinn!
Die Familien haben Bolivien und Paraguay bereist. Für die kanadische Familie ist die Weltreise in 3 Wochen zu Ende, die andere Familie ist noch ein paar Monate unterwegs.
Wir mach noch einen Spaziergang um den Pool, inspizieren die Banjos (=Waschräume=Katastrophe!) - schön, wenn man ein eigenes Klo dabei hat....und gehen zu Bett.
Mittwoch 13.08.14
Am Vormittag wollen wir Salta besichtigen. Wir finden einen Bezahlparkplatz - die gibt überall in der Innenstadt. Wir bekommen einen kleinen Zettel, auf dem die Adresse des Parkings steht und merken uns zum Glück den Namen der Straße....Der Hauptlatz von Salta in der Innenstadt ist leider abgeplant und eingezäunt, da er gerade renoviert wird. So wie leider einige andere Sehenswürdigkeiten auch, aber man bekommt einen Eindruck davon, dass Salta schon irgendwie "linda" ist. Wir schlendern durch die Fuzo, kaufen uns eine argentinische prepaid-Simkarte und sind wieder online. Wir besuchen ein Museum und "arbeiten" die Sehenswürdigkeiten ab, bis wir feststellen, dass Jochen unseren Parkzettel verloren hat....da haben wir es dann doch ein wenig eilig...wo sind wir? Wo ist unser Auto? Ist das Auto weg, wenn jemand unseren Parkzettel findet? Den Autoschlüssel mussten wir bei der Parking-Tante lassen, weil die Autos dort hin und her geparkt werden, um möglichst viele unterzubringen. Wir aktivieren das Navi auf Jochens Handy - Akku im roten Bereich. Schnell orientieren, wo wir hin müssen und los. Zum Glück finden wir das Parking, die nette Tante sagt: gar kein Problem, dass ihr den Zettel verloren habt, ich erkenne Euch doch wieder!
Ab in die Pampa! Wir haben jetzt 1,5 reine Fahrtag vor uns. In der Pampa gibt's halt nur - Pampa....und es ist wirklich Pampa. Flache Pläne, riesige Weiden mit Rindern, alle paar Kilometer eine Finca und alle 50km ein Örtchen.
Wir schaffen es bis zum Ort Pampa del Inferno (kein Witz) , dort soll es ein Camping geben. Der Campingplatz erweist sich als ein abgezäuntes Areal hinter einer Tankstelle. Voll ausgestattet mit Grillplätzen, an jedem ein funktionierender (!) Wasseranschluss, Bänke und Tische. Sauberer Platz. Banios gibt es auch, die schauen wir uns aber gar nicht an. Der Platz ist menschenleer und frei. Keine Rezeption, den Platz kann man als Durchreisender einfach gratis benutzen. Eine gute Einrichtung.
Erst mal Wasser auffüllen. Weiterer Plan: Wir wollen ein paar Kleinigkeiten an der Tanke kaufen und dann duschen (im Auto!).
Um den Weg abzukürzen suchen wir uns ein Loch im Zaun.
Auf der anderen Seite steht zwischen ein paar Trailern und Landmaschinen ein uralter Camper aus den 60er Jahren, an dem gerade ein Mann herumschraubt. Er bemerkt unser Interesse an dem Camper und lädt uns sofort ein, das Ding von innen zu besichtigen. Drinnen schraubt gerade ein Kollege von ihm herum, der uns auch sofort mit einladenden Gesten in den Camper winkt. Er spricht ein paar wenige Brocken Englisch und wir kommen ins Gespräch.
Natürlich dauert das Gespräch am Ende etwas länger, wir trinken zum ersten Mal den Mate-Tee, das Argentinische Nationalgetränk und erfahren einen Menge über die Beiden und die 4 anderen Landarbeiter, die sich irgendwann dazu gesellen. Der „Padre“, sein Sohn und 4 Arbeiter, die mehrere Monate im Jahr mit ihren 3 Mähdreschern, Trecken und Hängern in der Erntezeit durchs Land ziehen. Die Reise ist nun beendet, morgen kommen LKWs und laden die Maschinen auf und die Truppe reist nach Hause nach Cordoba. Die Leute sind unglaublich nett, wir sehen Fotos von der Familie, Enkelin und Hund und es wird spät. Wir können uns kaum loseisen.
Die Dusche fällt mal wieder aus und wir gehen ungewaschen zu Bett.
Donnerstag 14.08.14
Am Morgen schaffen wir es endlich, es gibt eine heiße Dusche im WoMo. Nach der kalten Nacht eine unglaubliche Wohltat, wir fühlen uns wie neugeboren. Und Jochens Traum geht in Erfüllung: An einer Raststätte stehen, im Auto heiß duschen und von innen beschlagen die Scheiben von dem heißen Dampf. Das hat er sich schon immer gewünscht.
Nach 4 Spiegeleiern starten wir gen Misiones – der Provinz im äußersten Nordosten Argentiniens.
Alle paar Kilometer gibt es eine Mautstelle, meist befindet sich dort auch eine Kontrolliererei der Polizei. An einer Mautstelle versucht uns ein Polizist verständlich zu machen, dass er der Meinung sei, unser Auto brauche einen dringlichst einen Aufkleber mit „110km“ am Heck. Die meisten Polizisten lassen sich mit der einfachen Frage unsererseits "do you speak english" sehr schnell den Wind aus den Segeln nehmen und winken uns schnell weiter. Dieser ist ein wenig hartnäckiger und meint, die Angelegenheit ließe sich auch mit Geld regeln. "Jaja, genau, für Geld kaufe ich mir an den nächsten Tanke einen Aufkleber" beteuert Jochen "aber Du bekommst bestimmt keins von mir!". Schließlich gibt auch dieser Polizist seufzend auf und winkt uns weiter. Tja, um bestochen zu werden sich die Herrn Polizisten schon deutlicher ausdrücken...
Davon unabhängig haben wir auch nur noch wenig Geld, wir müssen dringend eine Bank finden, die unsere Maestro-Karten nimmt. Alternativ eine offene Wechselstube. Wir versuchen es als erstes in Resistencia, eine grössere Stadt, die auf dem Weg liegt. Eigentlich wollten wir da gar nicht rein fahren, aber wir brauchen Geld! Resistencia ist eine recht unübersichtliche Stadt mit ungefähr tausend Banken. Allerdings verweigern alle die Annahme meiner Karte, selbst, wenn Maestro drauf steht. Im Nachhinein stelle ich übrigens fest, dass meine Karte für Südamerika nicht freigeschaltet war....Aber zu dem Zeitpunkt haben wir an die 20 Automaten durchprobiert. Die einzige Wechselstube hat geschlossen. Das nervt ziemlich,weil wir recht knapp bei Kasse sind. Wir beschließen, es noch mal in Posadas zu versuchen, dem heutigen Tagesziel.
Wir kommen kurz vor Einbruch der Dunkelheit in Posadas an, eigentlich wollten wir auch hier gar nicht in die Stadt rein fahren und hatten uns einen Campingplatz außerhalb am Fluss ausgesucht. Aber mit so wenig Geld in der Tasche ist das auch doof. Also rein in die Stadt. Wir versuchen es zunächst an ein paar Hotels am Stadtrand, aber auch die größeren wechseln uns keine Euros.
Wir sind genervt. An einem Hotel ist der Rezeptionist so nett und telefoniert mit irgendjemandem aus der Stadt und macht einen Deal klar. Er erklärt uns, dass wir mitten ins Zentrum müssen, in eine Einkaufs-Passage. Dort würde jemand auf uns warten, der unser Geld tauscht...Also kein Laden oder so, einfach ein Mann....ok....und wie soll der uns erkennen? Wo können wir parken? Egal, wir brauchen Geld. Also los. Es ist mittlerweile stockdunkel, der Weg in die Innenstadt ewig lang. Wir sind jetzt äußerst genervt. Je näher wir der Innenstadt kommen, desto voller sind die Straßen. Jede Ampelphase dauert ewig und wir kommen quälend langsam voran. In der Innenstadt angekommen ist es irre übervölkert, die Gassen eng, an Parken gar nicht zu denken. In der Nähe der Passage entdecken wir ein überdachtes Parking. Der engagierte Parkwächter schwallert uns voll und winkt gleichzeitig Jochen ins Parkhaus. Hier lang, hier lang, weiter, weiter - gestikuliert er – und fast wäre es passiert, hätte ich nicht aufgepasst. Unser Reservereifen auf dem Dach steuert bedrohlich auf eine Eisenstange am Dach des Parkhauses zu. Ich schreie „Halt!“, Jochen bremst, nur 2 cm vor der Strange und springt aus dem Auto und schnauzt den Parkwächter an. "Du Depp!!! Das musst du doch sehen, das ist dein Job!!!". Wir parken die Kiste auf dem Parking an einer Stelle, wo das Dach höher ist und finden schnell die Passage. In einer unbeleuchteten Ecke kommt ein Mann auf uns zu. Den Kragen seines Trenchcoates weit ins Gesicht gezogen. "Cambio?", flüstert er. „Geeenauuuu“ sagen wir. Ganz so war es natürlich nicht – er hatte keinen Trenchcoat an - aber es war schon skurril. Der Typ nimmt wortlos unser Geld, und klopft an eine Tür. Die Tür öffnet sich, er reicht die Euros hinein und einige Sekunden später reicht eine Hand ein Bündel Pesos heraus. Der Kurs ist „sonderbarerweise“ deutlich besser als in der Bank...
Jetzt noch schnell in den innerstädtischen Supermarkt, dort müssen wir hin, weil uns ein paar Sachen fehlen und weil wir sonst eigentlich nicht auf dem Parkplatz stehen dürften, auf dem wir stehen. Wir gehen in den Supermarkt und fast rückwärts wieder raus. Ich habe noch nie so einen vollen Supermarkt gesehen. Die Kassen sind in Dreierreihen hintereinander geschaltet und es sind 21 Kassen geöffnet = 63 Kassen in einem Supermarkt mit 30m³ Grundfläche. Hinter den Kassen kilometerlange Schlagen....Seufz.....Wir erledigen den Einkauf und können diese elende Innenstadt endlich verlassen. So, ausgesucht haben wir uns mittlerweile ein Stadtcamping, unser Navigator zeigt den Namen "Campingclub Posadas" an. Das Camping am Fluss haben wir uns abgeschminkt, das wäre noch mal 30km Fahrt gewesen.
Das Stadtcamping ist 4km entfernt von der Innenstadt, die letzten 2km über schlechteste Stadtpisten mit kilometertiefen Gräben in einer dubiosen Gegend. Nun ja - wir finden tatsächlich den Campingclub...eher eine Art Jugendklub oder Kneipe, dort hängen ein paar rauchende Jugendliche herum. Es gibt auch eine Art Rezeption, aber keinen Campingplatz. Zumindest nicht für Wohnmobile. Vielleicht kann man im Innenhof ein Zelt aufbauen und die Heringe in den Beton schlagen, aber für Camper ist definitiv kein Platz. Zumindest ruft der Junge von der Rezeption an einem anderen Campingplatz an und fragt nach Platz für uns. Ja, da können wir hin, vermittelt er uns und schreibt uns die Adresse auf.
Wir finden den Platz tatsächlich auf Anhieb einige Kilometer weiter außerhalb an der Hauptstraße und stehen erst mal vor verschlossenen Toren. Auf Klingeln am Tor reagiert niemand. Wir sind nun schon ziemlich am Ende.
Uns fällte die deutsche Flagge auf, die am Tor des Campings aufgemalt ist. Und zum Glück steht dort eine Telefonnummer und Jochen ruft an. "Hola? Necesitamos Camping! Do you speak englisch?? ....hae? ....äh? Deutsch!....ah super - wir brauchen einen Campingplatz für eine Nacht!....ja super." Ich bin erleichtert. Das klingt gut. Der Besitzer ist Deutscher, kurz in der Stadt und kommt gleich um uns rein zu lassen. Uff...
Auf dem Campingplatz gibt es Pfauen - gegen das "Viechzeugs"
Frank - so sein Name - taucht tatsächlich 10min später auf und lässt uns auf seinen schönen großen Platz. Außer uns ist niemand dort, ist halt totale Nebensaison. Frank gesteht uns, dass er kurz überlegt habe, überhaupt zu öffnen. Es ist ja Winter auf der Südhalbkugel. Aber er sei dann doch neugierig auf uns Deutsche gewesen. Ist ja klar, dass der Abend dann doch etwas länger wird. Kurz: Frank kommt aus Dortmund, hat in Deutschland alles verkauft, ist nach Argentinien ausgewandert und hat den Campingplatz aufgemacht. Unsere Geschichte bekommt er auch zu hören und dann, um 23.00Uhr beenden Jochen und ich diesen anstrengenden Tag mit einer Flasche Rotwein und kichern uns total fertig und etwas angeschwipst in den Schlaf.
Freitag 15.08.14
Am nächsten Morgen kommen wir auch erst spät bei Frank los, es gibt halt viel zu erzählen. Um 10.00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Wir wollen uns die vom Urwald überwucherten Ruinen der Jesuitenmissonen ansehen (Unesco Weltkulturerbe). Zuerst gehts nach Santa Ana, dort gibt es auch wohl eher weniger sehenswerte Ruinen, die lassen wir aus. Zu besichtigen gibt es aber das 2010 erbaute riesige Kreuz von Santa Ana.
Das Kreuz ist ein riesiges, begehbares Metallgestell – ca. 80m hoch und auf einem Hügel – noch aus 100km Entferung zu sehen. Das Ganze wurde in eine Art Themenpark integriert mit Brilli-Brilli, Schmetterlingshaus und Gewächshaus für exotische Pflanzen. Man wird in einem Trecker mit Hänger auf den Berg gefahren und kann für viel Geld mit dem Lift „Lift to the Sky“ bis hoch auf die "Ausleger" des Kreuzes fahren. Das ist schon sehr hoch und beeindruckend mit herrlichem Blick über die Landschaft. Begleitet werden wir von einer niedlichen jungen Argentinierin, die hervorragend Englisch spricht. Sie arbeite noch nicht so lange hier, erzählt sie uns und verläuft sich prompt. Am Fuß des Kreuzes gibt es diverse Fahrstühle (alle führen zu unterschiedlichen Ebenen) und Treppen. Sie scheucht uns erst mal einige Treppen rauf und runter , bis sie den richtigen "Lift to the Sky" findet, der uns die 80m nach oben bringt. "Oh, I'm lost" murmelt sie verlegen.
Dann gehts weiter nach Loreto. Eine Jesuitenmission, die überwiegend noch nicht restauriert und ausgegraben wurde und die in diesem Zustand belassen werden soll. Dort sind wir so ziemlich die einzigen Touristen und bekommen eine persönliche Führung von einem sehr netten englisch sprechenden Touristen-Guide „halbindigener“ Abstammung, der sich hervorragend auskennt. Eine tolle Tour.
Anschließend fahren wir weiter nach San Ignazio Mini, das ist ebenfalls eine Jesuitenmission, welche jedoch aufwendig restauriert wurde und touristisch ziemlich überlaufen ist. Die Mauern wurden zum Teil wieder aufgebaut und weitestgehend vom Urwald befreit. Entsprechend voll mit Touristen und aufgeräumt ist es dort. Wir sind ja immer nicht so für voll und aufgeräumt und als dann auch noch ein gewaltiges Gewitter aufzieht, beschließen wir, Jesuitenmission Jesuitenmission sein zu lassen und lieber eine Kleinigkeiten essen zu gehen (wir Kulturbanausen!). In dem direkt an den Ruinen gelegenen Restaurant essen wir Pommes und lästern lautstark über diese Touristenabzockerei als uns der Besitzer anspricht: „ Höre ich da Deutsch?“. Ups...Nahezu akzentfrei erzählt er uns, dass seine Vorfahren im 18ten Jahrhundert aus Deutschland nach Argentinien ausgewandert sind, die Sprache hat sich erhalten. Und das ziemlich gut, wir sind beeindruckt.
Wir machen uns auf den Weg nach Iguazu. Dort befinden sich sowohl auf argentinischer als auch auf brasilianischer Seite gewaltige Wasserfälle. Der Fluss ist die Grenze zwischen den Ländern. Von beiden Seiten aus kann man die Wasserfälle besichtigen, das Ganze ist ein gewaltiger Touristenmagnet. Entsprechend gut ausgebaut ist die Straße dorthin. Überall Restaurants, Hotels, Campings und Pousadas (wenn sie denn auf haben). Als es schon dunkel ist, finden wir 30km vor Iguazu dank unseres Navigators einen direkt am Fluss gelegenen, schönen Campingplatz. Außer uns ist dort nur eine belgische Familie mit Camper und 2 kleinen Kindern. Wir schlafen gut.
Samstag 16.08.14
Am Morgen sind außer uns noch ein paar weitere Gäste angekommen. Mindestens 7 Zelte und Autos - ich glaube Brasilianer - stehen auf dem Platz, die Ankunft haben wir gar nicht mitbekommen, so fest haben wir geschlafen.
Nach dem üblichen Spiegelei-Frühstück haben wir es nicht mehr weit bis zu dem Eingang der Wasserfälle. Zu unserem Glück streiken heute die Parkmitarbeiter, zumindest die kommunal angestellten Mitarbeiter. Der Park hat auf, kostet heute aber kein Eintritt! Wir bekunden den Streikenden unsere Solidarität und freuen uns über das gesparte Geld.
Die privaten Betreiber der organisierten Touren durch den Park streiken nicht und wir kaufen uns für viel, viel Geld den „Adventure trip“ und den „ecological trip“. Man kann auch ohne diese Touren den Park besichtigen, aber wir wollen Boot fahren.
Als Erstes geht es mit einem umgebauten LKW mit ein paar anderen Abenteuerlustigen durch den Urwald zum Bootsableger. Die erste Tour mit dem Boot soll uns direkt zum Fuß der Wasserfälle bringen. Wir mussten dafür bestätigen, dass wir nicht schwanger, nicht herz- und lungenkrank oder sonst etwas sind. Wird wohl etwas wilder.....
Nach 25min hat der LWK den Bootsableger erreicht. Wir steigen mit 10 weiteren Touris in ein Speedboot. Alle Taschen und Fotoapparate müssen in einen wasserfesten Seesack verpackt werden und die Tourbegleiterin wünscht uns eine „spaßige Dusche“.....
Zunächst geht es in rasantem Tempo den Fluss aufwärts, das macht schon Spaß. Die Wasserfälle sind gigantisch, wir sind schwer beeindruckt. In einiger Entfernung von den Wasserfällen ein kurzer Stopp und man sagt uns, dass sei jetzt die letzte Gelegenheit für Fotos. Alles reißt die Kameras aus den Seesäcken und knipst, was das Zeug hält. Anschließend alles wieder gut verpacken und auf geht's. Der Steuermann hat sich übrigens in eine Art Ganzkörper-Regensuit eingepackt....und er weiß auch warum. Er steuert das Boot in halsbrecherischem Tempo genau auf die Wasserfälle zu...und dann in die Wasserfälle hinein....Alles im Boot schreit, alles im Boot wird nass. Patschenaß, wirklich ALLES. Bis auf die Unterhose und Socken. Und immer wieder rein in das eiskalte Wasser. So ein Spaß!
Nach der Bootstour wringen wir unsere Klamotten aus. Gut, dass wir nichts trockenes dabei haben....triefend streifen wir durch den wunderschönen Park. Die Wasserfälle sind schon gewaltig, ein echtes Naturschauspiel. Störend sind nur die zunehmenden Touristenmassen. Wir haben noch den „ecologicial“ Bootstrip gebucht, dort geht es per Paddel-Gummiboot am oberen Lauf der Wasserfälle entlang. Wir sehen Schildkröten, eine Menge Vögel und ein kleines Krokodil.
Na - wo ist denn Deine Mama ?
Könnte sehr ruhig und beschaulich sein, dieser Ecological-Trip, ganz anders als der Adventure-Trip - wenn nicht ständig der buchbare Rundtour-Hubschrauber über uns kreisen würde, der hier wirklich unablässig fliegt...
Insgesamt aber ein sehr lohnenswerter Besuch.
Am Nachmittag verlassen wir den Park. Jochen will heute unbedingt noch auf die brasilianische Seite, also fahren wir zum argentinischen Puerto Iguazu. Dort ist die Grenze. Man fährt über eine Brücke und ist in Brasilien, in Foz de Iguazu. Dort kann man sich die Wasserfälle dann in einem ähnlichen Touristenandrang noch mal von der brasilianischen Seite aus ansehen. Wir beschließen, darauf zu verzichten, so sehr viel anders können die gleichen Wasserfälle von der anderen Seite wahrscheinlich nicht sein und nass waren wir ja schon.
Da an dieser Grenze täglich Massen von Touris rüber fahren, sind die Grenzer sehr schnell mit dem Abstempeln der Pässe und Durchwinken über die Grenze. Die Grenzhäuschen sind in mehreren Reihen geschaltet....
Und so vergisst man auch, für unser WoMo den Ausreisestempel zu setzten. Da Jochen bei so etwas immer gut aufpasst, kümmert er sich selber darum. Geht zu irgendeinem herumstehenden Grenzer, sagt „Da!“ und hält ihm das Papier vor die Nase. Der Grenzer schaut kurz, sagt „Is gut“, zieht einen Stempel aus der Tasche, stempelt dort, wo Jochen zeigt und gut ist. Fertig.
Hinter der Grenze stellen wir fest, dass unser Navi für Brasilien deutlich weniger detailliert ist. Campingplätze und Hotels werden fast gar nicht mehr angezeigt. Außerdem ist der Süden Brasiliens offenbar stark bevölkert. Es wird langsam Zeit einen Schlafplatz zu finden, ist hier aber sehr schwierig. Einsamkeit gibt es nicht. Campingplätze auch nicht. Und so verbringen wir unsere erste Nacht in Brasilien an einer Tankstelle. Also eine Art Autohof, wo auch die LKW-Fahrer ihre Nächte verbringen. Ist in solchen Situationen sicher nicht die schlechteste Wahl. Es gibt einen großen Parkplatz, bei Bedarf die Möglichkeit, Wasser zu tanken, Benzin, den Tankstellen-Minimarkt und sanitäre Anlagen, die wir uns allerdings nicht aus der Nähe ansehen. Wir haben ja zum Glück das Klo an Bord.
Sonntag 17.08.14
Wir schlafen gar nicht schlecht auf dem TIR-Autohof. Nach dem Frühstück setzen wir unsere Fahr fort Richtung Treze Tilias (dreizehn Linden). Wir sind im europäischen Teil Brasiliens, dominiert von Einflüssen der vielen Einwanderer in diesem Landesteil. Treze Tilias ist ein „tiroler“ Dorf, das aufgrund seiner Bauwerke als einmalig in Brasilien gilt. Wir versuchen möglichst außerhalb der starke befahrenen Straßen zu bleiben, nehmen also auch mal eine gelbe oder weiße Straße. Entsprechend landen wir auch mal auf einer schlechten Piste, aber immer noch besser, als auf den roten Straßen ständig hinter irgendwelchen LKW's herzukriechen.
Die Hauptstraßen sind extrem frequentiert, man hat das Gefühl, ganz Brasilien ist auf der Straße.
Außerhalb dieser Straßen können wir die Landschaft genießen. Die Landschaft erinnert sehr an Bayern. Hügel, Berge, Felder, Wiesen, Wald. Das Einzige, was einen immer wieder daran erinnert, dass man in Brasilien ist, sind die Palmen, die sich hin und wieder in die Nadelwälder mischen...
Wir kommen am Abend in Treze Tilias an und finden mal wieder kein Campingplatz. Da wir keine Lust auf lange Suche haben, nehmen wir ein Hotel. Wir quartieren uns im „Hotel Tirol“ ein. Wir sind fast die einzigen Gäste und am Empfang wird nicht deutsch gesprochen...schade, laut Reiseführer wird in Treze Tilias „überwiegend deutsch“ gesprochen. Aber zumindest kann uns die Dame am Empfang jemand ans Telefon holen, der deutsch kann. Wäre gar nicht nötig gewesen, „Wir brauchen ein Zimmer für eine Nacht“ hätte wir auch so hin bekommen.
Das Hotel ist toll und wir genießen es, warm duschen zu können und endlich mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen.
Am Abend machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Und wieder einmal stellen wir fest, dass wir außerhalb des Saison reisen. Das Dorf ist wie ausgestorben, fast alles hat zu. Wir laufen kilometerweit, biss wir das „Edelweiss“ finden. Ein Restaurant, das im Reiseführer beschrieben ist und auch auf hat. Angeboten wird Tiroler Küche (Gulasch, Knödel, etc.) aber auch Pizza. Es haben sich auch ein paar andere Gäste hierher verirrt und die meisten essen...Pizza. Ich möchte dann doch mal ein wenig aus der Rolle fallen und bestelle Gulasch mit Späzle. Jochen eine vegetarische Pizza. Wir versuchen eine Bestellung auf Deutsch, weil das ja im Reiseführer steht, dass das geht. Das Personal versteht uns nicht... Das Bier, auf das man hier so stolz ist (Bierbaum) finden wir – nunja - um es mal nett auszudrücken, gerade so trinkbar. Aber das Essen ist sehr lecker und mit tiroler Musik im Hintergrund ist das ganze fast authentisch.
Montag 18.08.14
Am nächsten Vormittag sehen wir uns noch ein wenig in Treze Tilias um. Viele Häuser sind tatsächlich in tiroler Baustiel erhalten, liebevoll umhegt und gepflegt, hübsche Vorgärten, deutsche Beschriftungen etc. Wir besuchen das Kolonialmuseum und werden von einer sehr, sehr netten Museums-Mitarbeiterin herumgeführt, die ein niedliches Deutsch mit österreichischem Akzent spricht und auch von ihrer Familie erzählt. Ihre Vorfahren kommen aus Tirol. Ihr Sohn arbeitet in Luxemburg, ihre Tochter in Bayern. Sie selbst fährt mindestens einmal im Jahr für mehrere Wochen nach Deutschland und würde gerne auswandern zu ihren Kindern. Aber leider kann ihr Mann kein Deutsch und der möchte nicht auswandern.
Das Museum ist sehr interessant, der Besuch auf jedem Fall lohnenswert. Die Auswandererfamilien sind alle in den 30er Jahren nach Brasilien gekommen, es gibt Dokumente und Fotos aus der Zeit zu sehen.
Im Anschluss besuchen wir die „Tiroler Welt“. Dort gibt es Trachten und typischen tiroler Nippes zu kaufen. Interessant ist die junge Verkäuferin, die ebenfalls österreichisches Deutsch mit österreichisch-brasilianischem Akzent spricht. Niedlich!
Per Zufall entdecken wir noch am Grand Hotel einen „Ecological Path“ durch den Urwald. Wir gehen spazieren und sauen uns die Schuhe mit rotem Lehm ein. Angesicht unserer schlecht geplanten Klamotten-Situation ist das nicht so klasse, aber schließlich sind wir nicht zum Spaß hier.
Treze Tilias hat uns gut gefallen, weiter geht es nach Blumenau. Ebenfalls eine deutschstämmige Stadt aber mit 38000 Einwohnern deutlich größer als Treze Tilias. Dort solle es auch einen Campingplatz geben. Um zum Camping zu gelangen, müssen wir durch Blumenau durch, der Platz soll ca. 15km außerhalb in einem Naturschutzgebiet liegen. Die Straße soll auf den letzten 4km zu Piste werden. Blumenau gefällt uns gut. Sehr bunt, sehr aufgeräumt. Aber dafür haben wir im Moment keinen Blick. Die Sonne geht schon wieder unter und Campingplatzsuche im Dunkeln und auf Piste ist immer so eine Sache. Wir finden die Straße ins Naturschutzgebiet auf Anhieb. Es wird dunkel. Die Straße – anfangs beleuchtet - windet sich einen Berg hoch, wird zur Piste und....wir sind im düsteren, einsamen Urwald. Von einem Campingplatz weit und breit keine Spur. Die Piste windet sich weiter hoch, wird sehr schmal und wir sind mitten im Nichts. Zwar scheint es hier sehr schön zu sein, zumindest meint man das im Autoscheinwerferlicht zu erkennen, aber es gibt keine Möglichkeit, sich irgendwo hinzustellen. Rechts der schmalen Piste: Abgrund zum Fluss. Links der Piste: Felsen und Urwald. Also weiter...wir landen schließlich in einem kleinen Dorf. Es sind sogar zwei Pousadas ausgeschildert. Wir folgen einer Ausschilderung und landen auf einer Baustelle....dort soll also erst noch eine Pousada entstehen. Also folgen wir der zweiten Ausschilderung. Dort gibt es tatsächlich eine Pousada! Und eine sehr hübsche sogar, mit Teich und Garten und Blümchen. Aber leider ist kein Mensch zu sehen. Wir klopfen und rufen und nichts. Also stellen wir uns einfach auf die hübsche Rasenfläche vor der Pousada. Irgendwann kommt dann auch ein netter Mann verschlafen in Schlappen und Jogginghose angeschlurft und meint, wir können ruhig hier campen, kein Problem. Also machen wir es uns gemütlich zur Nacht. Die Nacht ist wunderbar ruhig in diesem Dörfchen, direkt am Urwald. Nur die Geräusche des Urwaldes begleiten uns in den Schlaf.
bei Blumenau - ein (Ost-)Deutscher Supermarkt ?
Dienstag 19.08.14
Am nächsten Morgen fahren wir die 15km zurück nach Blumenau und stellen fest, dass der Weg dorthin wirklich toll ist. Die Straße war nur gestern im Dunkeln eher unübersichtlich. Wir fahren durch Wald auf der einen Seite und einem reißenden Fluss auf der anderen Seite. Sehr hübsch. Wir entdecken auf dem Weg sogar den Campingplatz, den wir eigentlich gesucht haben. Allerdings war der gestern Abend offenbar nicht beleuchtet und hat geschlossen. Egal, wir haben ja einen schönen Übernachtungsplatz gehabt.
Wir besichtigen Blumenau – eine hübsche Stadt mit historischen Zentrum und vielen Fachwerkhäusern.
Anschließend fahren wir nach Pomerode. Ein pommersches Dorf, sehr auf Tourismus ausgelegt. Überwiegend beeindrucken diese Städte durch die Fachwerkhäuser und die Schilder überall: „Herzlich Willkommen“ „hier Currywurst“ „Schnapsbrennerei“, etc.
Irgendwann haben wir genug vom Fachwerk uns Schildern und machen uns auf den Weg an die Atlantikküste zur Ilha Sao Francisco do Sul. Das war schließlich das Ziel – einmal von Pazifik zum Atlantik – einen Kontinentdurchquerung.
An der Nordspitze der Insel soll es in einem Dorf – Ubatuba - einen Camping-Platz geben. Ja – wir haben die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben, irgendwo in Brasilien noch einen offenen Platz zu finden. Unsere "Auto-Infrastruktur" braucht ein wenig „Service“.
Das Dörfchen an der Nordspitze der Insel ist - natürlich wie erwartet – ausgestorben, weil halt Winter ist. Bei 30° geht der Herr Brasilianer nicht an den Strand, ist zu kalt. Also den Winter haben wir hier so kennengelernt, dass es zwar Nachts empfindlich kalt sein kann, aber tagsüber eben Sonne und bis zu 30°, das freut das norddeutsche Herz.
Im Dörfchen sind zwar 2 Campingplätze ausgeschildert und wir finden sie auch, aber Camping bedeutet hier: Tor zum Hinterhof, dahinter ein Stück Rasen mit Kleinst-Parzellen, wo man theoretisch ein Zelt aufstellen könnte. Platz für einen Camper haben die nicht, geschweige denn, dass wir mit unserer Kiste durch das Tor passen würden, oder dass die Plätze auf hätten.
Also wieder raus aus dem Dorf. Wir nehmen eine Piste an der Küste entlang - und oh Wunder- eine kilometerlange, völlig einsame Piste am weißen Strand, wo man sich herrlich hinstellen kann. So finden wir ein wunderbares Plätzchen zum Übernachten mit Gratis-Wellenrauschen direkt am Strand. Jochen geht sogar baden. Mit ist das Wasser dann doch zu kalt....
Mittwoch 20.08.14
An der Piste gibt es ein kleines Schild mit Hinweis auf eine „Sehenswürdigkeit“. Im Küstenwald gab es mal ein kleines Dorf, welches in den 50er Jahren aufgegeben wurde, und dessen Ruinen zu besichtigen sind. Das wollen wir. Wir spazieren durch den schönen Wald, Jochen immer auf der Suche nach großen Spinnen. „Gruuuuuuunz“ macht es aus dem Wald. „Ich war das nicht“, sag ich. „Ich auch nicht“ sagt Jochen und wir starren beide gebannt in den Wald. Den Verursacher des „Grunz“ können wir aber nicht entdecken. Dafür viele bunte Blumen, einen Haufen Vögel und schließlich die „Ruinen“ - also vier alte Pfeiler einer alten Kirche und einen alter Friedhof. Mehr gibt es nicht zu besichtigen, aber alleine der Spaziergang durch den Wald hat sich schon gelohnt.
Anschließend fahren wir an die nördlichste Spitze der Insel, dort ist ein Fort zu besichtigen. Zum Teil ist es noch aktiv (zumindest stehen überall Soldaten in Uniform herum), man muss durch die Militäranlagen hindurch spazieren, um an einen Weg zu kommen, der dann 1,4km den Berg hinauf (uff....) durch den Wald zum alten Fort führt. Der Spaziergang ist sehr schön, wieder durch den Urwald. Oben angekommen sind wir total aus der Puste. Wir bemerken, dass man den Weg auch mit dem Auto hätte fahren können...aber der Blick von oben ist unschlagbar!
Weiter geht's Richtung Süden entlang der Küstenautoband nach Bombinias. Einer der beliebtesten Küstenbadeorte in Brasilien, das wollen wir uns mal ansehen, wie der Brasilianer so Urlaub macht. Laut Reiseführer sollen die Küstenorte im Sommer auch von Argentiniern überflutet werden und man soll mehr Spanisch als Portugiesisch hören.
Aber der Ort ist – wie sollte es anders sein – völlig ausgestorben. Der Campingplatz hat geschlossen. An freies Camping ist hier nicht zu denken, weil die Küste komplett mit riesigen Hotelkomplexen, Pousadas, Strandbars und weiterem Touristenbespaßereien verbaut ist. Also gönnen wir uns mal richtig was. Wir nehmen die schönste Pousada, die geöffnet ist und die wir finden können und mieten uns zu einem unschlagbar günstigen Preis für 2 Nächte ein. Unschlagbar günstig weil – Winter und Nebensaison.
Es gibt neben uns nur 2 weitere Gäste in diesem 67 Zimmer-Komplex. Wir haben ein großartiges Zimmer, eher ein kleines Apartment mit Küche, Wohn-und Schlafzimmer, Balkon und Meerblick. Großartig! Die Dame von der Rezeption spricht englisch und ist total nett, führt uns durch den ganzen Komplex und bittet uns, sofort Bescheid zu sagen, wenn wir irgendetwas brauchen.
Am Abend suchen wir uns ein geöffnetes Restaurant und sind ziemlich erschrocken über die gepfefferten Preise. Brasilien ist auf dieser Ecke, abgesehen von dem günstigen Hotel, ganz schön teuer. Ein Essen unter 20 Euro ist schwer zu finden. Aber da Jochen nur Pommes isst, ist es zu verkraften.
Donnerstag 21.08.14
Wir verdödeln den Tag in Bombinias. Da wir recht schnell unterwegs waren, haben wir uns heute „frei genommen“ und wollen mal gar nichts machen. Wir lesen, schlafen und lassen uns am Nachmittag ein paar Liegestühle und einen Sonnenschirm an unserem Privatstrand aufbauen. Kaum eine andere Menschenseele ist außer uns am Strand. Wir baden, dösen in der Sonne herum und lassen es uns gut gehen...
Freitag 22.08.14
Da wir wie gesagt ziemlich schnell unterwegs waren und wir nicht so die Strandmenschen sind (ein Tag ist gut, aber länger...?), beschließen wir heute in die Beto Carrero World zu fahren. Das ist ein großer Freizeitpark in Brasilien und ganz in der Nähe.
Das Ganze soll lt. Reiseführer „Brasiliens Antwort auf Disney World“ sein und wir erhoffen uns ein wenig Brilli-Brilli mit gemütlichen Fahren in kleinen Booten durch Fantasiewelten mit Animatronics und „Sippe-di-du-dah“-Musik. Leider besteht der Park überwiegend aus Fressmeile und fiesesten Achterbahnen, in die selbst ich mich nicht rein traue. Jochen sowieso nicht, dem wird bei sowas immer schlecht. Außerdem ist der Park dermaßen überlaufen, dass man an jeder Attraktion mindestens 2 Stunden Schlange stehen muss. So richtig überzeugen kann uns der Park nicht. Nach 2 Stunden haben wir die Nase voll und verschwinden wieder. Brasilien ist komisch. Entweder menschenleer oder rappeldickevoll.
Wir fahren lieber noch ein wenig Küstenstraße und genießen Landschaft, wo sie noch nicht verbaut ist. Ziel soll heute ein Küstenörtchen sein, an dem es - haha – laut Karte einen Campingplatz geben soll. Dass der auf hat, erwarten wir gar nicht erst, aber vielleicht gibt es irgendwo ein einsames Plätzchen für uns.
Umso erstaunter sind wir, dass wir an unserem Wahlübernachtungsort tatsächlich einen Campingplatz finden! Da - ein Schild – Camping ! Das Schild zwar selbst gemalt auf Pappkarton und windschief, aber es existiert! Und da ein Tor, da steht Camping drauf! Unglaublich. Und tatsächlich kommt jemand ans Tor um uns rein zu lassen! Dazu nur kurz: nicht dass wir auf Campingplätze scharf sind, frei stehen ist viel schöner, aber hin und wieder brauchen wir ein wenig Infrastruktur - Wasser auffüllen, Klo ausleeren, etc.
Nunja, dieser Campingplatz ist von weitem erst mal ganz schön, Teich in der Mitte, Bäume für Schatten und so.
Wir fahren also erst mal rauf. Der Camping-Platz-Besitzer und sein Assistent sind – nunja – nicht mehr ganz nüchtern. Um die beiden schlawenzeln diverse Hunde rum, von denen einer andauernd versucht, seinen Besitzer zu besteigen....
Die Einfahrt zum Platz ist recht eng und wir müssen den Ersatzreifen vom Dach bauen um nicht am Überhang vom Hausdach hängen zu bleiben. Als wir schließlich auf den Platz fahren würde ich am liebsten wieder umkehren. Alles vermüllt und voller Hundesch.....als wir den Besitzer dann noch nach dem Preis fragen – 30Reais (10 Euro) pro Person! - sind wir bedient. Jochen versucht noch zu verhandeln, der Besitzer murmelt etwas von „ es sei ja schließlich Wochenende, da seine die Preise so...“ und lässt sich nicht runter handeln. Da wir nun aufwendig den Reifen abgebaut haben, willigen wir schließlich ein. Der Besitzer zeigt uns noch Stolz die beiden Küchen (stapelweise Müll, schimmelige alte Töpfe mit undefinierbarem Inhalt im Kühlschrank, völlig verdreckte Spülen,....) und die sanitären Anlagen (ohne Worte....) und meint noch mal, der Preis sei ja angesichts seiner schönen Anlage absolut berechtigt. Was soll's. Wir wandern zum Strand, setzten uns in ein schönes Caffe am Meer und genießen den letzten Abend „in Freiheit“.
Samstag 23.08.14
Auf nach Florianopolis. Die Strecke ist schnell geschafft. Ohne Probleme finden wir am Vormittag das IBIS und können sogar gleich einchecken und unser Zimmer beziehen. Dann unterziehen wir das Auto einer Grundreinigung, in 3 Wochen sammelt sich doch ne Menge Dreck an.
Punkt 18.00Uhr – wieder auf die Sekunde - steht der Mann von der Autovermietung vor dem Hotel. Der Arme ist noch völlig fertig vom Flug und kann kaum aus den Augen gucken. Er ist wirklich nett. Wir geben ihm noch ein paar Stecken-Tips für die Rückfahrt und schenken ihm unsere Brasilien- und Argentinienkarte. Er bietet uns an, uns am nächsten Tag zum Flughafen zu fahren.
Am Abend versuchen wir ein vegetarisches Restaurant zu finden, das Jochen bei Tripadviser gefunden hat. Ein uralter Taxifahrer kutschiert uns durch die ganze Stadt, er japst dabei die ganze Zeit dermaßen nach Luft, dass ich schon vom zuhören Luftnot kriege. Das Restaurant, das wir anvisiert haben, gibt es leider nicht mehr und er kutschiert uns wieder zurück. Schließlich enden wir beim Japaner und genießen ein hervorragendes Essen in der Juppi-Meile von Florianopolis.
Sonntag und Montag 24/25.08.14
Nun ist der Urlaub zu Ende. Der Mann von der Autovermietung setzt uns netterweise am Flughafen ab und wir fliegen von Florianopolis über Sao Paulo und Frankfurt nach Hause. Die Flüge – diesmal mit der TAM - sind in Ordnung. Aufenthalt Sao Paulo 7 Stunden, das ist anstrengend. Aber wir sind heil wieder zu Hause angekommen, waren nicht eine Sekunde krank, alles hat problemlos geklappt und es war ein toller Urlaub!! Und wenn ich unseren Reisebericht noch mal so quer lese stelle ich fest: wir haben nur nette Menschen getroffen, die anderen waren vermutlich gerade woanders im Urlaub.
Barbara mag immer noch nicht fliegen...