Mit dem Allrad-Fahrzeug durch Kolumbien

„Kolumbien? Ein Bürgerkriegsland? Ist das nicht gefährlich?“ sind wir oft gefragt worden. Wir haben uns mit dieser Fragestellung natürlich beschäftigt. Ist Kolumbien ein sicheres Reiseland?

Seitdem uns der Südamerika-Virus infiziert hat, tragen wir uns mit dem Gedanken, nach Kolumbien zu fahren. Auf unserer Peru-Reise im letzten Jahr haben wir uns darüber mit dem Autovermieter unterhalten. Er sagte: macht es – auf jeden Fall. Kolumbien ist ein wunderschönes Land. Und was die unsicheren Gebiete anbelangt: meidet Sie einfach! Seit dem Friedensabkommen mit dem Rebellen der FARC hat sich in Kolumbien einiges zum Guten gewendet.

Ok – wir wissen aus vergangenen Reisen, dass manche Länder nicht pauschal als unsicher zu bezeichnen sind. Einige Länder sind flächenmässig riesig und niemand würde bei uns auf die Idee kommen, beispielsweise Hamburg zu meiden wenn Frankfurt oder München als unsicher eingestuft wären.

So haben wir auf unserer Afrika-Reise 2004 den Norden Malis gemieden und sind durch den damals sicheren Süden gereist. Oder beispielsweise der Senegal - vom Bereisen der Gebieten südlich Gambias wurde uns seinerzeit abgeraten und wir haben uns auf den Norden beschränkt – ohne Probleme.

Unsere Erfahrungen, unsere generell (so meinen wir) vorsichtige Verhaltensweise und eine gehörige Portion „Vorabinformation“ hat uns dann nach Kolumbien gebracht. Wir haben es – wie bisher in allen von uns bereisten Südamerikanischen Ländern - nicht bereut ! Natürlich bleibt immer ein Restrisiko - dieses "zur falschen Zeit am falschen Ort sein" - aber das hat man schließlich überall auf der Welt.

Im Unterschied zu den vorherigen Reisen haben wir uns diesmal dazu entschieden, die Route durch ein auf Südamerika spezialisiertes Reisebüro festlegen zu lassen. Die Firma "xyz"*** arbeitet mit einer lokalen Agentur zusammen und uns wurden mehrere Routenvorschläge durch sicher bereisbare Gebiete des Landes unterbreitet. Das hatte für uns den Vorteil, dass wir uns auf die Ortskenntnis und Erfahrung einer einheimischen Firma verlassen konnten. Praktischerweise konnten wir auch unseren Mietwagen – einen 4x4 Ford - über diese Gesellschaft beziehen.

Eigentlich sind wir sonst ja immer irgendwie „ungebundener“ unterwegs, allerdings ist auch die allabendliche Hotel- oder Stellplatzsuche weggefallen, was das Ganze schliesslich ja auch etwas stressfreier macht.

Auf eine Reiseleitung, geführte Touren, usw. haben wir verzichtet, so dass die Tage in Kolumbien trotz „festgestecktem Tagesziel“ relativ individuell planbar waren. Alles in allem – für bestimmte Länder würden wir es wieder so machen...

*** Den Link zum Anbieter haben wir entfernt. Wir bemühen uns, diese private Website DSGVO-konform zu gestalten und möchten den Eindruck vermeiden, gewerbliche Interessen zu verfolgen.

23.07.2016

Um 8:55 Uhr geht unser KLM-Flug von Hamburg über Amsterdam nach Bogotá. Barbara ist total entspannt. Vermutlich hat sie sich langsam an das „fliegen müssen“ gewöhnt. Seit wir auf dem Land wohnen, hat sie schließlich auch kein Problem mehr mit den Spinnen. Gleiches Prinzip.

Der Flug verläuft problemlos, Jochen schafft vier Spielfilme und Barbara 6 Folgen „Friends“.

Das Ganze unterbrochen von diversen Mahlzeiten. Etwas Rotwein dazu macht den Flug sehr kurzweilig. Nur das WLAN fehlt bisher noch bei KLM. Pünktlich um 16:30 Uhr Ortszeit landen wir in Bogotá. Den „El Dorado Airport“ kennen wir schon vom Umsteigen. Alles klappt hier völlig problemlos – freundliche Beamte an der Passkontrolle und die Koffer sind auch sofort da.

Ein Mitarbeiter der Kolumbianischen Agentur holt uns mit den PKW ab – was für ein Luxus! Zu unserer Überraschung spricht er perfekt Deutsch, denn er hat einige Jahre in Deutschland gelebt. Auf der Fahrt zur Unterkunft kommt auch hier natürlich wieder die Sicherheitslage zur Sprache. Auch unser Abholer bestätigt uns eine deutliche Entspannung: "vor ein paar Jahren war es selbst für Kolumbianer schwierig und gefährlich, einige unsere Städte per Landstrasse zu erreichen – heute ist das in der Regel kein Problem mehr."

Wir fahren ca. eine halbe Stunde, dann erreichen wir „La Candelaria“ - Altstadt und Künsterviertel in Bogotá. Hier steigen die meisten Touristen ab, es gibt hier viele kleine Hotels im Kolonial- oder Art-Deco Stil. Das Reisebüro hat uns eine nette, kleine Unterkunft ausgesucht: das Hotel „Casa Deco“. Beim Ausladen unserer Koffer blicken wir etwas skeptisch auf den jungen Mann in Zivil auf dem Bürgersteig – er trägt einen Schlagstock bei sich.

Das Hotel ist super, unser Zimmer hat einen Balkon mit Blick auf die Altstadt.



Unser Jetlag ist mässig, kein Einreise- und „Taxi-Taxi-nur 500 Dollar!“- Stress.

Wir haben Hunger. Der junge Mann mit dem Schlagstock begleitet uns zu einem tollen Restaurant. Wir hatten kurz Bedenken, aber er scheint von den Hotels beauftragt zu sein, die Gringos vor den bösen Räubern zu beschützen.

Unsere erste Nacht in Kolumbien – wir schlafen wie die Murmeltiere!

24.07.2016

Früh stehen wir auf - denn das sind wir so gewohnt. Vom Jetlag keine Spur. Das Hotelfrühstück ist hervorragend, nur die Maisfladen findet Jochen nicht so toll.

Jetzt brauchen wir erstmal ein paar Pesos, denn wir haben nur die mitgebrachten US-Dollar in der Tasche. Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang und verlassen "La Candelaria". Es ist noch früh am Morgen und die Strassen sind menschenleer. Bis auf die vielen Obdachlosen von den man vielen den Drogenmissbrauch ansieht. Wir sind die einzigen Gringos unter den wenigen Passanten und natürlich werden wir sofort angesprochen. Wir flüchten - in der Hoffnung auf einen Geldautomaten - in einen kleinen Supermarkt, der gerade öffnet. Doch dieser Supermarkt ist zu klein für einen Automaten, also wieder raus auf die leere Strasse. Sofort werden wir wieder angesprochen, aber wir haben ausser unseren Karten nichts dabei, was wir geben könnten. Ausgeraubt werden wir aber auch nicht und nach einigem Durchgefrage finden wir schliesslich auch einen Automaten, der unsere Maestro-Karten mag. Wir erinnern uns an den "Aufpasser" mit dem Schlagstock und beschliessen, zukünftig bestimmte Gegenden zu bestimmten Uhrzeiten zu meiden.

Zu Fuß erreichen wir den Monserrate - den Berg, der Bogotá überragt und überall in der Stadt als Orientierungshilfe dient. Am Fuße des Berges gibt es eine Seilbahnstation und parallel dazu eine Zahnradbahn. Wir nehmen beide Varianten: hoch mit der Zahnradbahn und mit der Seilbahn wieder runter.

Die Schlange vor dem Tickethäuschen ist trotz der frühen Stunde schon gewaltig lang und es sind viele Eis- und Zuckerwatteverkäufer unterwegs. Auf der steilen Fahrt nach oben lässt sich der Ausblick schon erahnen - hier werden uns die Dimensionen Bogotás erst bewusst!

Auf dem Monserrate ist schon viel los. Hier gibt es eine Kirche und ein hübsche Parkanlage, in der für uns exotische Planzen wachsen:

Neben vielen Souvenir-Shops gibt es hier auch eine große "Fressmeile" . Es gibt leckeren Frischkäse mit Marmelade auf die Hand und viele kleine Garküchen. Das Angebot dieser Garküchen ist eventuell nicht jedermanns Geschmack, hier gibt es z.B. Hähnchen, die "in sich selbst umgekrempelt" wurden. Etwa so legen wir zuhause Socken zusammen:

Da wir so ziemlich die einzigen Ausländer auf dem Berg sind, werden wir von einer Schar Kinder mit einer Kamera für ein Schulprojekt interviewt. Thema: "was will der Gringo in Kolumbien" oder so ähnlich. Jochen radebrecht auf Spanisch in die Kamera und alle freuen sich.

In der Warteschlange auf dem Rückweg stellt Jochen fest, dass sein Smartphone trotz abgeschalteter mobiler Datenverbindung und deaktiviertem Datenroamings anzeigt, das es 94MB Daten über das heimische "Claro"-Netz verbraucht hat. Das kost hier schlappe 0,79€ pro 50kb. Wir rechnen nach - das wären bei 94MB ja 1485,20€. Es läuft uns für einen Moment kalt den Rücken herunter - kann das sein?

Wir laufen zurück zum Hotel - wir brauchen jetzt dringend eine Mittagstunde.

Am Nachmittag geht es wieder in die Stadt - die Strassen sind jetzt übervoll mit Kleinkünstlern und Musikern. Vor dem berühmten Museo del Oro - dem Goldmuseum - findet mitten auf der Strasse ein Meerschweinchenrennen statt. Die Meerschweinchen laufen in numerierte Plastikhäuschen und man kann darauf wetten, welches Meerschweinchen in welches Häuschen läuft.

Wir fragen uns nach einem Claro-Shop durch und erstehen zwei Kolumbianische Sim-Karten mit Datenvolumen. Sicher ist sicher - der Roaming-Schock sitzt tief.

Die Verkäuferinnen sind sehr nett und hilfsbereit, es werden die Daten unserer Pässe aufgenommen und zwei Karten für uns registiert. Leider kann der Shop die Karten nicht mit Guthaben aufladen - das gibt es hier aber an jeder Ecke. In einen Mini-Elektronikladen in einer ebenso winzigen Einkaufspassage werden wir auch hier fündig. Wir "betanken" unsere neu erworbenen Sim-Karten und sind somit jetzt landesweit auch ausserhalb der Hotels "online".

Zum Abendessen verirren wir uns in ein merkwürdiges Restaurant. Viel Fantasy-Deko (Drachen, Orks, usw.), dazu Italienische Küche. Sehr speziell...

25.07.2016

Heute haben wir unser Auto bekommen. Einen Ford Explorer mit Automatik - daran müssen wir uns erst gewöhnen.Unser Ziel liegt heute bei Armenia, das liegt westlich von Bogotá. La Candelaria liegt im Osten, wir müssen also erstmal quer durch die Stadt.

Was für ein Verkehr! Bogotá hat, um dem Verkehrsinfarkt wenigstens etwas entgegenzuhalten, in der Mitte der oft vielspurigen Hauptverkehrsadern eine Busspur mit Betonabgrenzungen errichtet. Dort fährt der "TransMilenio" - ein moderner Gelenkbus, der schnell die wichtigsten Kontenpunkte der Stadt verbindet ohne vom übrigen Verkehr beeinträchtigt zu werden. Zusätzlich dürfen diese Spuren auch von Polizei, Feuerwehr und Rettungswagen benutzt werden. Ein innovatives Konzept - leider fehlen den Autofahrern jetzt pro Fahrtrichtung mindestens eine Fahrspur - was den täglichen Stau nicht kleiner macht.

Tapfer kämpfen wir uns mit unserem Dickschiff durch den Verkehr der 6,8 Millionen-Metropole. Jochen hat ja immer Spass an sowas. Fenster auf, Ellenbogen raus und laute Musik an. Und überhaupt - im Autoradio gibt es sein geliebtes "Radio Latina" auf allen Frequenzen - da nimmt er das zermürbenden Stop-and-Go doch gerne in kauf!

Irgendwann schaffen wir es, die Stadt hinter uns zu lassen. Jetzt beginnt der Kampf erst richtig. Es führt nur eine einzige Strasse über den Pass "La Linea" (3300m) durch die Berge. Und es wird überall auf der Strecke gebaut. Die zweispurige Trasse ist oft nur einspurig befahrbar. Vor den Baustellen ist pro Fahrtrichtung jeweils eine "menschliche Ampel" installiert. Ein Bauarbeiter hebt entweder ein "Siga" (hier "fortsetzen" - also weiterfahren) oder "Pare" ("anhalten")-Schild in die Luft.

Leider ist das Konzept (unserer unmassgeblichen Meinung nach) nicht so ganz durchdacht, denn die jeweiligen "Siga" oder "Pare"-Phasen dauern im Schnitt pro Baustelle eine halbe Stunde. Auch wenn die Baustelle nur 200m lang ist, muss man hier bei "Pare" also jeweils eine halbe Stunde auf "Siga" warten. Und es gibt auf unserer Strecke gefühlte 500 solcher Baustellen. Den LKW-Stau kann sich jeder vorstellen. Und es fahren vieeeeeele LKWs zwischen Bogotá und Armenia.

So benötigen wir für die 300km Strecke ("Mittags sind wir da!") genau 10 Stunden. Wenn es bei diesem Durchschnitt beleibt, dann müssen wir umplanen.

Völlig erschöpft suchen wir unser Ziel, eine Kaffee-Hacienda kurz vor Armenia. Wir sind jetzt in der Kaffee-Zone, dem Haupt-Anbaugebiet für Kolumbianischen Kaffee. Die Hacienda liegt gut versteckt inmitten von kleinen Wäldchen und Kaffeeplantagen. Wir verpassen mehrfach den Abzweig und müssen mal wieder 3x fragen. Zwischendurch schlägt bei Jochen das Essen vom Fantasy-Italiener durch. Zum Glück bringt ein Tankstellenklo die ersehnte und rechtzeitige Rettung.

Die Hacienda ist wunderschön gelegen - mitten im Nirgendwo zwischen den Kaffeepflanzungen. Die kolonialen Holzgebäude sind uralt und liebevoll hergerichtet. Das Abendessen ist lecker und Jochen bekommt sein vegetarisches Extra.

Jetzt schlägt bei uns beiden das Italienische Essen vom Vortag an und die Nacht verbringen wir abwechselnd auf dem historischen Klo.

26.07.2016

Wir beginnen den Tag mit der Einnahme von ca. 20 Kohlekompretten.

Nach dem Frühstück wollen wir dann die Kaffeezone entdecken. Gut, dass wir ein Auto haben. Wir verlassen die Hacienda und fahren zum Valle de Cocora.

Im Nebelwald wächst hier die riesige Wachspalme. Am Eingang des Nationalparks gibt es einen (Bezahl-)Parkplatz und einige kleine Kioske.

Von dort hat man dann die Möglichkeit zu Fuß oder per Pferd zum Nebelwald auf dem Gipfel des Berges hochzuwandern. Wir entscheiden uns für die "zu Fuß" Variante, denn es ist sehr warm - das wollen wir den Pferden nicht zumuten. Leider vergessen wir, uns an einem der Kioske mit Wasser einzudecken.

Unseren fatalen Fehler bemerken wir nach ca. der Hälfte der Strecke. Barbara mag nicht weiter ohne Wasser und wir drehen um. Egal, es war eine schöne Wanderung durch eine atemberaubende Landschaft!

Zum Mittagessen fahren wir nach Salento. Der Reiseführer schreibt "ein koloniales Schatzkästlein". Recht hat er:

Ganz in der Nähe liegt Filandia - auch ganz weit oben auf der "koloninales-Schatzkästlein-Skala":

Auf dem Rückweg zur Hacienda noch ein Abstecher zum Botanischen Garten. Weil wir mal wieder die einizgen Gringos sind, bekommen wir den Englisch sprechenden Guide nur für uns alleine!

Den Abend lassen wir auf der Hacienda bei einem wunderschönen Sonnenuntergang ausklingen. Ein toller Tag!

27.07.2016

Fahrt nach Medellín. Früh morgens brechen wir auf. Und wieder: ein Horrortrip! Baustelle an Baustelle. Siga,Pare, Siga,Pare.

Plötzlich geht gar nichts mehr. Wir können die weiter oben am Berg verlaufende Serpentinenstrasse sehen, dort steht ein Tanklaster quer. Ein Unfall, nichts geht mehr!

Mehrere Jugendliche deuten auf eine steile Böschung und winken. Jochen sagt "auf gar keinen Fall!". Wir sehen andere Geländewagen die Böschung hochklettern. Nach etwas Bedenkzeit entschließen wir uns den Mopeds zu folgen. Ob wir wohl in einem FARC-Camp landen?

Das Moped fährt vorweg, der Weg ist extrem steil, sehr schmal und tief ausgewaschen. Vor uns schafft es ein DACIA-Duster, dann können wir das auch. Wir fahren an kleinen Bergbauernhöfen vorbei, viele haben Tabakblätter zum Trocknen aufgehängt. Nach endloser (so kommt es uns zumindest vor) und steiler Offroad-Strecke erreichen wir schließlich wieder die Strasse nach Medellin. Wir haben den LKW-Unfall einfach umfahren. Natürlich bekommen die hilfsbereiten Jungs ein ordentliches Trinkgeld für Ihre Dienstleistung!

Wieder benötigen wir 9,5 Stunden für die relativ kurze Strecke. Wenn das hier so weiter geht...

Als wir in Medellín ankommen, setzt ein strömender Regen ein. Wir fahren bei bereits einsetzender Dunkelheit in ein riesiges Verkehrsgewühl. Die Scheibenwischer laufen auf der höchsten Stufe und die Scheibe beschlägt ständig von innen. Die Sicht ist gleich Null und dicht an dicht drängen sich die Autos. Die Lücken dazwischen werden von Mopedfahrern genutzt, die links und rechts mit einem Affenzahn überholen und unvermittelt zwischen den Autos einscheren.

Schließlich passiert es - 3 Wagen vor uns ist ein Mopedfahrer gestürzt. Hilfe ist bereits da, aber die anderen Verkehrsteilnehmer haben Mühe, den Unfall zu "umschiffen".

Unser Hotel liegt mitten in der Stadt. Es läuft ein wichtiges Fußballspiel. Die Strassen sind über und über gesäumt mit Fans, Fahnen und Fanfaren. Während der Rotphasen der Ampeln schlagen Strassenkünstler vor den Autos Saltos. Was für ein Schauspiel. Endlich finden wir einen Parkplatz, verlassen das Auto und sind froh, niemanden umgebracht zu haben.

Jetzt schnell ins Hotel, etwas "frisch machen" und ab auf die Fanmeile. Die Kneipen sind alle bis auf den letzen Stehplatz überfüllt und uns bleibt nur eine Quesadilla beim Take-Away-Mexikaner.

28.07.2016

Medellín - berühmt und ehemals berüchtigt durch das Medellin-Drogenkartell des Herrn Pablo Escobar und weltbekannt spätestens durch die (wie wir meinen sehr empfehlenswerte) Netflix-Serie "Narcos".

Medellín war einst die "Mord-Hauptstadt" der Welt, wobei man unserer Meinung nach mit solchen Attributen geiziger sein sollte (und gleiches gilt für "das Paris des ..."). Nach allem, was wir so gelesen haben hat die Stadt eine 180 Grad-Kehrtwende zum Positiven vollzogen. Unser erster Eindruck bestätigt das: die Kernstadt im Tal von Medellín ist weitgehend modern und aufgeräumt. Um eine "Brücke" zwischen der reichen Stadtmitte und der ärmeren Bevölkerung in den Barrios an den Berghängen zu schaffen, wurde ein Seilbahn-System (Metrocable) in den öffentlichen Nahverkehr integriert. Unser erster Eindruck von Medellin ist durchweg positiv.

Wir fahren zunächst mit der modernen und gut ausgebauten Metro zum Plaza Botero.

Der Plaza Botero ist benannt nach dem Medellíner Künstler Fernando Botero - das ist der mit den "dicken" Skulpturen.

Natürlich gibt es am Plaza Botero einen Botero-Skulpturenpark. Dazu ein Museum und den Palacio de la Cultura Rafael Uribe Uribe:

Ein "öffentlicher Schreiber" - bei uns dürfte dieser Beruf ausgestorben sein:

Mit unserem Metroticket können wir auch die Metrocable-Seilbahn zu den Barrios an den Berghängen nutzen.Der Ausblick auf die Stadt ist spektakulär!

An der Endstation der "Linie K" kann man - allerdings mit einem zusätzlichen Ticket - umsteigen auf die "Line L". Diese Linie ist eine weitere Metrocable-Line, die direkt zu dem auf einem Hochplateau gelegenen Naturpark, dem "Parque ecoturístico Arví" führt. Die Strecke vom Tal nach ganz oben ist sehr lang, man fährt ca. 35 Minuten Seilbahn. Nach Fahrt über die Baumwipfel (fühlt sich fast wie ein Flug an) "landet" man inmitten des Naturparks. Dort kann man ausgedehnte Wanderungen unternehmen, was wir natürlich auch tun. Die Fahrt hierher ist ein absolutes "muss" für alle Medellín-Besucher - schon wegen der unglaublichen Seilbahn!

Für die ganz müden Wanderer (also für uns !) fährt ein kostenloser Bus vom anderen Ende des Parks zurück zur Seilbahnstation:

Mit der Metrocable geht es zurück ins Tal zum Mittagessen. Spontan entschliessen wir uns zu einer "Hop-on-hop-off"-Stadtrundfahrt im Doppeldeckerbus. Eine gute Gelegenheit für einen Überblick über die Stadt.

Irgendwann haben wir keine Lust mehr - es wird auch langsam dunkel. Wir nehmen ein Taxi ins Hotel, denn die Füsse schmerzen mittlerweile.

Am Abend gehen wir zum Essen in den Parque Lleras, hier tobt das Nachtleben. Es gibt viele Restaurants, leider wenig vegetarisches - alles sehr "Steak-lastig". Wir werden aber trotzdem fündig - mal wieder beim teuren Italiener...

Medellín ist eine tolle Stadt und hinterlässt bei uns einen äußerst positiven Eindruck.

29.07.2016

Heute fahren wir mit dem Ford nach Honda! Nein, die kleine Stadt (24.000 Einwohner) hat keinen Sponsoring-Vertrag mit den Japanern - der Name stammt von den indigenen Ondaimas.

Der Tag beginnt schon mal ganz gut -auf der Strecke von Medellín nach Honda gibt es erstaunlich wenig Verkehr. Das ist ja mal angenehm, nach all dem Dauerstau!

Auf dem Weg entdecken wir zufällig die "Hacienda Napoles" - ehemals im Besitz des schon erwähnten Herrn Escobar. Hier hatte es sich der Drogenbaron auf ca. 3000ha (Kosten damals: 63 Millionen US-Dollar) seinerzeit nett eingerichtet: eigene Landebahn, Tennisplatz, Stierkampfarena, Privatzoo.

Für letzteren hatte Herr Escobar sich diverse exotische Tiere einfliegen lassen - neben Elefanten, Löwen und Nashörnern unter anderem Afrikanische Flußpferde. Escobar wurde 1993 von der Kolumbianischen Polizei erschossen. Nach Auflösung des Drogenimperiums wurde auch der Zoo aufgelöst und die Tiere wurden auf andere Zoos verteilt. Bis auf die Nilpferde, die sich seitdem explosionsartig vermehren - auch im nahen Rio Magdalena. Die Tiere lieben das Klima hier und so ist mittlerweile die größte wildlebende Nilpferdherde außerhalb Afrikas entstanden. Die Lebenserwartung eines Flusspferdes beträgt ca. 60 Jahre - einige der Tiere kannten den ehemaligen Besitzer der Hacienda also persönlich!

Kolumbien versucht, das "Erbe Escobars" und somit die dunkle Vergangenheit der Drogenkartelle abzuschütteln. Aus der Hacienda Napoles hat man mittlerweile einen Themen- und Freizeitpark gemacht - das Thema Escobar wird hier definitiv nicht in den Vordergrund gestellt. Man muß schon ein wenig suchen, aber es gibt hier eine kleine Ausstellung in der unter anderem seine Fahrzeuge (auch der R4, mit dem er Rennen gefahren ist), ein kleines Museeum über "Aufstieg und Fall" und die Grundmauern seines abgerissenen Anwesens. Sogar der Pool ist zugeschüttet. (Wie gesagt - wer sich für Escobar und Kolumbiens Vergangenheit interessiert, dem sei die Serie "Narcos" ans Herz gelegt).

Barbara in Escobars Pool:

Der Besuch auf der Hacienda war doch etwas anstrengend, denn es herrschen unglaubliche 38 Grad im Schatten. Beim Bergaufwandern sind wir fast gestorben.

Gut, dass unser Auto eine so kräftige Klimanlage hat.

Die weitere Strecke nach Honda ist weiterhin verkehrsarm, wir finden allerdings unser Hotel nicht auf Anhieb. Die Stadt hat sehr enge Gassen und Strassenschilder sind Mangelware. Wir fragen uns mal wieder durch und treffen auf die nette Direktorin des örtlichen Fernsehsenders, die vorausgeht und uns den Weg zeigt. Unser Hotel ist mal wieder super: Das Casa Belle Epoque ist sehr liebevoll und detailreich eingerichtet, es gibt ein tolles Atrium mit einem kleinen Pool und das Personal ist sehr nett. (Leider ist die website des Hotels nicht erreichbar - daher kein link, einfach mal googlen)

Wir gehen noch ein Bier trinken und suchen nach etwas Essbarem. In dem kleinen Ort erweist sich das als gar nicht so einfach. Wir sterben ein zweites Mal beinahe - es sind immer noch 38 Grad. Schließlich finden wir ein eben so kleines aber nettes Restaurant am Kirchplatz zwischen der Carrera 11 und Carrera 13.

30.07.2016

Stadtbesichtigung. Auch Honda ist ein "Schatzkästlein", davon gibt es hier viele:

Die Markthalle (direkt gegenüber liegt unser Hotel):

Weiter geht es nach Barrancabermeja. Wieder wenig Verkehr - sehr schön - so soll es sein. Die Schönheit Barrancabermejas allerdings erschließt sich uns nicht auf Anhieb, denn unser Hotel liegt in der Nähe einer Erölraffinerie.

Naja - es soll ja nur ein Zwischenstop auf dem Weg nach Norden sein. Das Hotel Pipaton finden wir "geht so" - ein großer Kasten mit einem ebenso großen Pool. Die Zimmer sind sauber und ok, aber mehr auch nicht. Das Personal ist wiederum sehr nett, bei Ankunft gibt es erstmal eine Tasse Kaffee während wir auf das Checkin warten.

Wir unternehmen einen kurzen Spaziergang zum Fluß. Nachts gibt es ein Megagewitter, ein Blitz schlägt direkt in das Gebäude ein und der Strom fällt aus. So einen Wumms haben wir noch nie gehört - wir stehen senkrecht im Bett.

Leider fällt der Strom der Musikanlage, die die Party beschallt, die auf der Strasse vor unserem dünnwandigen Hotelzimmer stattfindet NICHT aus. Bis 5 Uhr morgens wummern die Bässe. Und die Klimaanlage funktioniert ohne Strom auch nicht. Na super...

31.07.2016

Schnell weg hier. Auf dem Parkplatz entdecken wir einen Kratzer im Auto - vom Frontscheinwerfer bis zum Rücklicht. Langsam wird es teuer hier - wie hoch war noch gleich die Selbstbeteiligung?

Auf guter Strasse (teiweise Autobahn) fahren wir Richtung Mompox (auch Mompós - vollständig "Santa Cruz de Mompós") . Den etwas versteckten Abzweig von der Hauptstrasse finden wir dank Navi ohne Probleme.

Anfangs ist die Nebenstrasse noch gut, dann wird sie langsam schlechter und es gibt viele tiefe Schlaglöcher. Ca 20 km vor Mompox wird die Strasse dann endgültig zur Piste.

Mompox ist (schon wieder) eine nette kleine Stadt, dieses Land hat wirklich inflationär viele hübsche kleine Städte. Und jede ist auf eine andere Art hübsch. Wir streiten uns wie immer kurz bei der Hotelsuche - leider gibt es keinen Parkplatz. Wir parken kurz im Halteverbot in der engen Gassen mit ihren ca. 60 cm hohen Bordsteinen.

Nach dem Checkin fährt Jochen das Auto zu einem Bezahl-Parkplatz und vergisst, sich zu merken wo der ist.

Das Hotel Bioma ist mal wieder großartig und das Besitzerehepaar ist sehr nett und hilfsbereit. Wir gehen uns kurz "auffrischen" und Barbara ist etwas besorgt. Die Farbe Ihrer vielen Insektenstiche hat sich mittlerweile in ein bedrohliches Dunkelviolett verwandelt.

Nach einer Abkühlung im Hotelpool entscheiden wir uns für wir einen Stadtbummel bei 37 Grad.

Abends kühlt es sich zumindest etwas ab, jetzt gibt es noch ein Pils und wir gehen lecker essen. Morgen warten Cartagena und die Karibikküste auf uns!

01.08.2016

Ca. 23 km hinter Mopox in Richtung Santa Ana gibt es eine neue Brücke, das erspart uns die Fähre. Trotzdem benötigen wir etwa 7 Stunden für die Strecke nach Cartagena. Die Strasse ist allerdings überwiegend gut.

Die Ankunft in Cartagena gestaltet sich aufrgrund des unglaublichen Verkehrsgewühls natürlich wieder chaotisch. Wir benötigen etwas Zeit um unser mitten in der Stadt gelegenes Hotel zu finden. Mitten in der Stadt heisst natürlich wieder mal "kein Parkplatz". Wieder finden wir einen Bezahl-Parkplatz. Nur 41500 Pesos für 24 Stunden. Naja, das Auto soll es schließlich auch gut haben! Leider riecht unser Zimmer etwas nach Kanalisation. Wir fragen höflich, ob wir ein anderes bekommen können. Die pragmatische Lösung des Roomservice besteht allerdings darin, eine komplette Dose Fichtennadel-Duftspray in unseren Räumlichkeiten zu entleeren.

Abgesehen vom Fichtennadel-Duft verströmt Cartagena de las Indias auf Anhieb ein "karibisches Flair". Uns erinnert die Stadt und Ihre Atmosphäre am ehesten an Kubanische Städte wie Havanna oder Trinidad de Cuba.

Unser Hotel - das "Hotel Monterrey" - liegt direkt am Getsmaní-Viertel. Dieses Altstadtviertel war früher bekann für Gewalt- und Drogenkriminalität. Heute bestimmen Künstler, Kneipen und Restaurants das Bild. Getsemani hat sich zu einem hippen Szeneviertel gewandelt.

Hier verbingen wir unsere erste Nacht bei Bier und Caipirnha bzw. -roschka.

02.08.2016

Leider hat der ursprüngliche Duft des vermutlich defekten Geruchsverschlusses die Fichtennadeln wieder eingeholt. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich an Gestank gewöhnt!

Ausserdem hat Jochen zu wenig Unterhosen eingepackt. Angeblich hat er sich verzählt. "Ich geh' mal schnell etwas waschen lassen", sagt er und rafft einen Berg Wäsche zusammen. Leider vergisst er beim Abgeben an der Rezeption zu fragen, wie teuer die Reinigung denn wohl sein könnte.

Direkt vor der Eingangstür unseres Hotels befindet sich der Platz "Camellón de los Mártires", wer ihn überquert gelangt über den "Plaza de Aduana" direkt in den von Festungsmauern umschlossenen Teil der Altstadt. Hier gibt es viele historisch interessante Dinge und diverse Museen zu besichtigen. Und es gibt viele Cafes und Kneipen.

Ein Strassenverkäufer will Jochen eine CD mit Kolumbianischer Musik andrehen. "Ich habe gar keinen CD-Player" behauptet Jochen.

"Kein Problem", sagt der fliegende Händler und zieht einen USB-Stick aus der Tasche. "Ok", sagt Jochen verblüfft, "den nehme ich!".

Jochen erwirbt neben 3 T-Shirts noch ungefähr 1000 andere Sachen. Zur Mittagstunde begeben wir uns kurz auf unser Zimmer (vorher haben wir natürlich gründlich durchgelüftet - hat aber nicht geholfen).

Zum Abend geht es nochmal nach Getsemaní und wir finden ein Restaurant, das auf Wunsch alle Speisen auch vegetarisch zubreitet. Im Hamburger wird der Fleischkops durch ein Spiegelei ersetzt. Jochen nimmt diesmal eine vegetarische Paella (?).

Nach dem Abendessen gehen wir noch schnell die gewaschene Wäsche abholen. Alles ist fein gebügelt und einzeln in Plastikbeuteln verpackt und auf Bügel gehängt. Sogar die Socken.

"Was kostet das denn?"

"161.000 Pesos (53 Euro).......!!!!! "

"Ahja, ist gut!" sagt Jochen.

Ich sage nichts, überschlage das kurz im Kopf und verprügele Jochen anschliessend im Fahrstuhl.

Mutmassliche 1490€ für Daten + 1000€ für den Kratzer im Auto + 53€ Socken waschen, bügeln und legen = 2543€ "unvorhergesehene Mehrkosten" bisher...

03.08.2016

Cartagena soll weiterhin unsere "Basis" bleiben. Das heutige Tagesprogramm beinhaltet den einzigen "vorgeplanten" Ausflug: wir wollen zum Schnorcheln auf die vor Cartagena gelegene "Isla de Majagua". Wie vereinbart und auf die Minute pünktlich werden wir von einem PKW vom Hotel zu Hafen gefahren. Dort warten bereits andere Gäste auf die Überfahrt zur Insel.

Auf der Insel gibt es ein "open-Air"-Restaurant und man kann z.B. Schnorcheln oder Tauchen oder einfach nur den Tag in der Sonne verbringen.

Wir entscheiden uns fürs Schnorcheln.

Mit einen kleinen Boot werden wir zu einer kleinen Bucht hinausgefahren. Mit uns an Bord sind einige Taucher. Auch wenn man "nur" schnorchelt bekommt man eine Menge zu sehen, denn das Wasser ist kristallklar.

Wir sehen Schwärme von bunten Fischen und auf ein Oktopus lässt sich von unserer Unterwasser-GoPro auf Video ablichten:

GoPro-Unterwasser-Video (ca. 27MB, braucht evt. etwas Ladezeit)

Leider haben wir beim Schnorcheln die Sonne ein weing unterschätzt. Jochen hatte wenigstens ein T-Shirt an und hat sich "nur" die Waden kräftigst verbrannt. Mein Bikini hatte leider nicht ganz soviel Schutzwirkung.

Alles in allem - der Ausflug hat sich gelohnt! Am Abend sind wir sowas von platt und müde. Vor lauter Sonnenbrand können wir uns kaum bewegen, die verbrannte Haut schmerzt bei jedem Schritt. Wie kann man nur so unvorsichtig sein... Wenigstens machen die Schmerzen den "Duft" im Zimmer vergessen!

04.08.2016

Es wird leider Zeit, Cartagena zu verlassen - schade ! Da wir noch US-Dollar haben, suchen wir uns eine Bank zum Geldwechseln. Wir müssen einen Zettel ziehen und warten, bis unsere Nummer aufgerufen wird. Etwas zeitraubend, dafür verlassen wir die Bank aber als Millionäre!

Heutiges Etappenziel ist "Santa Marta", Fahrzeit ca. 4 Stunden.

Wir müssen dem Reisebüro mal ein Lob aussprechen - bis auf wenige Ausnahmen ist die Hotelauswahl perfekt.

Im Hotel "Casa Verde" in Santa Marta bekommen wir ein doppelstöckiges Zimmer mit einer gemütlichen "Bettnische" im ersten Stock. Wie immer ist alles liebevollst eingerichtet und dekoriert.

Auch Santa Marta hat das gewisse "karibische Feeling".

Abends ist hier richtig was los - viel Musik ist in der Stadt. Künstler und Akrobaten unterhalten die Gäste in den vielen Kneipen und Bars an den Plätzen und in den Parks.

05.08.2016

Das Frühstück war heute etwas spärlich, es gab Maisfladen. Ganz in der Nähe von Santa Marta liegt der Nationalpark "Parque Tayrona", benannt nach dem hier einst ansässigen Tairona-Indianern. Es ist nicht so einfach, in den Park zu gelangen. Man bekommt am Eingang eine Art Laufzettel und muss sich auf diesem abstempeln lassen, dass man sich an der vorgelagerten Rangerstation das obligatorische Video über den Park inklusive der Verhaltensregeln angesehen hat. Erst dann darf man zur Ticketbude vorrücken - Auto bis zum Parkplatz am eigentlichen Eingang kostet extra.

Der Park selber ist schön, aber das finden neben uns viele, viele andere Touristen auch. Trotzdem gelingt es uns, bei einer ausgedehnten Wanderung viele Tiere zu sehen: Affen, eine Schlange, Riesenratten und ebenso große Insekten.

In der Mitte des Parkes liegt Pueblito ("Chairama" in der Sprache der Tairona) bzw. die Überreste der ehemaligen Siedlung - eine Art mini "Lost-City". Leider schaffen wir es nach 3 Stunden Wanderung weder zeitlich noch konditionell in das ehemalige Dorf der Taironas zu wandern. Nach 17 Uhr soll man hier nicht mehr - denn dann wird langsam der Jaguar wach...

Gebadet haben wir leider auch nicht, der Sonnenbrand vom Schnorcheln schmerzt doch noch sehr.

Nach einer Dusche im Hotel versacken wir wieder in der Stadt. Es geht hier einfach nicht anders - bei der vielen Live-Musik und dem ganzen Rambazamba auf den Strassen. Es wird mal wieder spät...

06.08.2016

Barbara hat Kopfschmerzen, der letzte Caipirinha war wohl schlecht.

Tagesziel ist heute Girón südlich von Bucaramanga, das sind ca. 560 km. Ein Fahrtag also. Eigentlich hatten wir für die Strecke 9 Stunden eingeplant - im Endeffekt wurden es aber 11. Teilweise ging es mit 14 km/h durch die Berge, teilweise gibt es Autobahn.

Über die Autobahn sind teilweise Kletterbrücken für die Affen gespannt - wohl zum Vorteil von Affe UND Autofahrer.

In Girón - vollständig San Juan de Girón - sind fast alle Häuser weiss getüncht. Aufgrund der engen Gassen braucht es wieder einen Bezahl-Parkplatz, unser Hotel ist diesmal das Girón Chillout . Nach der anstrengenden Fahrt essen wir im Hotel und schlafen schnell ein.

07.08.2016

Stadtspaziergang durch Girón - wieder ein "Schmuckkästchen", aber wieder auf eine ganz andere Art. Es ist hier nicht soviel los wie in Cartagena oder Santa Marta, das ist uns schon gestern abend bei unserer Ankunft aufgefallen. Ein kleines, beschauliches Schmuckkästchen halt.

Leider müssen wir weiter, denn wir sind jetzt unweigerlich auf dem Rückweg nach Bogotá. Wir holen unser Auto vom Parking und weiter geht die Fahrt nach Barichara. Die Strecke verläuft duch tolle Landschaften und Canyons.

Unterwegs treffen wir ein paar nette Kolumbianer, die sich einen alten Willys-Jeep restauriert haben und damit in den Bergen unterwegs sind:

Wir legen einen kurzen Zwischenstop am Naturpark in San Gil ein. Dort gibt es viele, mit "Greisenbart" (eine Bromelienart) bewachsene Bäume - ein kleiner, verwunschener Märchenwald:

Barichara hat nur ca. 7100 Einwohner, das Dorf ist bekannt für seine gut erhaltene koloniale Architektur. Wir steigen hier im "Hostal Mision Santa Barbara" ab - hier dürfte Santa Barbara sich wie zuhause fühlen. Leider ist auch hier die Internetseite offline (--> Google hilft!)

Das übliche Ritual: Spaziergang und danach Mittagstunde. Zum Abendessen gibt es Hamburger, für Jochen wie immer mit Spiegelei. Der hiesige Hamburger hat übrigens nichts, aber auch gar nichts zu tun mit dem, was in Deutschland von US-Amerikanischen Fastfood-Ketten serviert wird.

08.08.2016

Heute wollen wir nach Villa de Leyva, unser letztes Etappenziel vor Bogotá. Jochen geht es schlecht. Der Hamburger? Der Salat im Hamburger?

Wir verlassen uns auf unser Navi. Der Tank ist "zwei Striche vor leer". Egal, bis zur Hauptstrasse schaffen wir es. Leider weisst uns das Navi den falschen Weg aus der Stadt. Nach relativ langer Strecke wird die Asphaltstrasse zur Sandpiste. Mmm...

Das Navi sagt: weiterfahren. Nach kilometerlanger Fahrt auf der Piste entscheidet sich das Spitzengerät dann plötzlich, den Weg nicht mehr zu kennen.

Hin und wieder gabeln sich die Feldwege. Wir müssen uns entscheiden und entscheiden intuitiv vermutlich meist falsch. Wir irren zwischen Bergen, Tälern, verlassenen Haciendas und Viehgattern durchs Nirgendwo. Ca. 2 Stunden sind wir jetzt unterwegs, die Tankleuchte leuchtet mittlerweile rot.

"Keine Sorge", sagt Jochen "ich warte hier auf Dich, wenn Du Benzin holst."

Der Witz ist alt, alt, alt. Nicht lustig - ich sehe uns schon in den Bergen übernachten. Wir nehmen eine steile Auffahrt zu einer Funkstation auf einem Berg, von da aus sehen wir endlich eine Ortschaft. Endlich wieder Asphalt - mit dem letzten Tropfen Sprit erreichen wir eine Tankstelle. Uff...

Für die 170 km nach Villa de Leyva benötigen wir - dank der Offroad-Einlage insgesamt 6 Stunden. Jochen hat immer noch Bauchweh und legt sich erstmal hin. Abends ist es bei Ihm besser, dafür fängt es bei mir an...

Abendessen gibt es heute beim Mexikaner. Unser Hotel in Villa de Leyva ist die Posada de San Antonio.

09.08.2016

Villa de Leyva ist wirklich hübsch - gibt es hier eigentlich überhaupt hässliche Städte? Die Architektur ist kolonial und der kopfsteingepflasterte Marktplatz ist riesig:

Gesundheitlich geht es uns mässig, aber nur Bauch. Kein Fieber, keine Gliederschmerzen mehr - ist wohl doch kein Zika.

Auf dem Weg nach Bogotá besichtigen wir noch die Salzkathedrale in Zipaquirá. Hier wurde in einer Salzmine eine gewaltige unterirdische Kirche errichtet:

Um 14 Uhr sollten wir das Auto abgeben und schaffen es sogar fast pünktlich. Um 14:15 Uhr stehen wir vor unserem Hotel in La Candelaria. Der deutschsprachige Angestellte der Agentur und die Frau von der Autovermietung sind schon da. Die Autovermietungs-Frau streckt uns als erstes einen Strafzettel entgegen - ein "Pico y Placa" -Vergehen für nur 350.000 Pesos.

"Pico y Placa" ist ein sehr umständliches System - uns wurde gesagt, die allermeisten Kolumbianer verstehen es auch nicht. Einige - nicht alle - Städte lassen Autos mit bestimmten Nummernschildern nur an bestimmten Tagen zu bestimmten Stunden in die Innenstädte.

Also Beispielsweise dürfen Montag, Dienstag und Mittwochs nur Autos , deren Nummernschild mit einer geraden Nummer endet zwischen 17 und 19Uhr in die Stadt. Die mit der ungeraden Nummer dürfen dann an den anderen Tagen fahren. Jede Stadt, die das System benutzt hat ihre eigenen Regeln und Zeiten - teilweise sind auch nur einzelne Strassen betroffen. Wir haben immer versucht, uns im Internet vor Einfahrt in eine Stadt schlau zu machen. Leider ist uns das nicht immer gelungen.

Teilweise hat man für uns sogar vorher vom Hotel aus bei der jeweiligen Polizeidienststelle der nächsten Stadt angerufen, um die tagesaktuelle Regelung zu erfahren. Aber selbst das hat nicht immer geklappt, denn manchmal wusste man sogar dort nicht weiter. Für uns Gringos also undurchschaubar und in Medellín hat uns schließlich eine Verkehrskamera "zur falschen Zeit am falschen Ort" erwischt:

350.000 Pesos sind ca. 111€ - ein Schnäppchen! Wir hätten die Chance gehabt, die Strafe durch Teilnahme an einer Nachschulungsmaßnahme zu reduzieren - aus Zeitgründen kommt das für uns leider nicht in Betracht.

Als nächstes zeigen wir der Frau den Kratzer, der sich von vorne bis hinten über das Auto zieht. Sie runzelt merklich die Stirn. Sie sagt, sie wird das Auto in eine Werkstatt bringen und man wird uns den Preis mitteilen. Oha - auch das wird sicher teuer...

Wir tauschen unsere letzten Dollar im Hotel und gehen in einem furchtbar schlechten vegetarischen Restaurant essen. Bääh - nach 3 Bissen lassen wir das Essen stehen, zusätzlich verzichten wir auf die unappetitliche Salatbar. Nach einer Mittagstunde gibt es abends nur ein Sandwich.

10.08.2016

Der letzte Tag in Bogotá. Unser Empfinden ist ein bisschen zweispältig. Einerseits hat Bogotá wirklich schöne Ecken, auf der anderen Seite sind viele Häuser heruntergekommen, mit Grafitties übersäht und die Gehsteige sind voll mit Hundekot. Auf dem Plaza Bolívar belästigt eine offensichtlich unter Drogeneinfluss stehende Gruppe Jugendlicher die anwesenden Gringas - kein schönes Flair und wir müssen unweigerlich an den Typen mit dem Schlagstock denken. An manchen Strassenecken stehen martialisch aussehende Security-Männer mit Rottweilern (siehe z.B. nächstes Bild unten links).

Wir blenden diesen Teil der Stadt für uns aus und konzentrieren uns auf die schönen Seiten der Stadt. Teilweise gelingt das auch, leider beginnt es zu regnen.

Durch Zufall finden wir das Polizeimuseum und beschliessen dem Regen zu entfliehen und es zu besichtigen. Wir müssen einen Moment warten, da ein Seniorenheim heute einen Ausflug ins Museum macht. Nachdem alle Senioren hereingetragen wurden, bekommen wir einen persönlichen Guide - einen netten jungen Polizisten zur Seite gestellt. Das Museum hat viele interessante Exponate, u.a. ist hier die Ergreifung von Pablo Ecobar mit vielen "Artefakten" dokumentiert. Vom Dach des Museums aus zeigt uns der Polizist "die Bronx". Dieses Stadtviertel wurde von der Polizei geräumt und später niedergerissen, denn es beherbergte Kriminelle, die Krokodile und scharfe Hunde im Keller hielten, um sich ihrer Widersacher zu entledigen. Das ging auch bei uns durch die Presse.

So sieht die ehemalige Kriminalitäts-Hochburg heute aus:

Am Abend gehen wir ein letztes Mal aus. Das Wetter hat sich gebessert und La Candelaria hat wirkliche bunte und schöne Ecken:

Wir finden ein tolles Restaurant, hier kocht Muttern selber. Der Sohn zeigt uns sein kleines Privatmuseum über die Geschichte des Viertels und das Essen ist hervorragend. Der Rotwein tut ein übriges - so schlecht ist es doch nicht in Bogotá.

11.08.2016

Heute fliegen wir leider schon wieder zurück. Unser Flug geht erst um 18:20 Uhr. Den Vormittag verbringen wir mit ein bischen Bummeln und nach den Checkout vertreiben wir uns die Zeit in einem kleinen Café. Pünktlich werden wir mit dem PKW in La Candelaria abgeholt. Die Autovermietung hat eine gute Nachricht: der Kratzer konnte weitestgehend wegpoliert werden und uns werden nur 70€ in Rechnung gestellt. Uff, doch keine Komplett-Lackierung...

Die KLM -Maschine startet pünktlich in Bogotá, muß aber noch kurz in Cali zwischenlanden, um zusätzliche Passagiere nach Europa einzuladen.

Für einen Moment dachten wir, die Maschine hätte den Flughafen verfehlt. Wir haben noch nie einen so dunklen und unbeleuchteten Airport wie Cali gesehen. Naja, bestimmt sieht das aus dem Cockpit ganz anders aus. Wir dürfen sitzenbleiben, während die anderen Passagiere zusteigen.

Unser Fazit: wir kommen wieder, Kolumbien ist toll. Bogotá - naja, aber das muß halt sein, denn hier kommt man an. Ausnahmslos alle Leute, mit denen wir zu tun hatten waren überaus nett, immer hilfsbereit und sehr gastfreundlich. Die Städte: einzigartig schön, die Landschaft atemberaubend. Das Land ist nach dem Friedenabkommen mit der FARC auf auf einem guten Weg, seine Vergangenheit abzuschütteln - steigende Touristenzahlen bestätigen das.

Für uns war es definitiv nicht die letzte Reise nach Kolumbien!

Ach und - PS: das Smartphone hatte sich verzählt, es gab keinen Rechnung für 1490€ :-)